Volltext: Zur Psychologie des Schreibens: Mit besonderer Rücksicht auf individuelle Verschiedenheiten der Handschriften

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Abweichung von der Norm verursacht sein : entweder durch einen 
Fehler in dem schreibenden Registrierapparat (expressiv) oder 
durch eine im Herzen (central) entstandene Störung oder, bei voll¬ 
kommener Leistung des Apparats und intaktem Herzen, durch 
Einflüsse, welche auf dieses während seiner normalen Funktion, 
etwa mittelst der Herznerven, ausgeübt werden und nicht in ihm 
selbst liegen (impressiv). 
Der Vergleich ist mehr als ein nur zur Verdeutlichung 
dienendes Beispiel. Denn der Arm mit Zubehör (oder ein anderer 
schreibender Körperteil) ist der Eegistrierapparat für die mit 
den psychischen Funktionen betrauten Rindenteile des grofeen 
Gehirns, und jene Einflüsse, welche die Herzthätigkeit modifizieren, 
-können sogar zum teil dieselben sein wie die, welche die nervösen 
Centralorgane während der Schreibbewegung verändern, z.B. Furcht, 
Schmerz, Freude, abgesehen von Ernährungsstörungen und Ver¬ 
giftungen. 
Wie nun der erfahrene Experimentator an der Art der Ab¬ 
weichungen der Pulskurve von der Norm in manchen Fällen 
sicher erkennt, in welchem der drei Abschnitte die Ursache der 
Anomalie zu suchen ist, so erkennt auch der in der Hand¬ 
schriftenvergleichung Geübte an der Art der krankhaften Ver¬ 
änderungen der Schriftzüge, ob sie expressiven oder centralen oder 
impressiven Störungen zugeschrieben werden müssen. Dadurch 
wird die Handschrift zu einem aufserordentlicb wichtigen dia¬ 
gnostischen Hülfsmittel für den Arzt, zumal den Irrenarzt. 
Zweierlei voneinander unabhängige Anomalien der Handschrift, 
welche jedoch bei demselben Individuum zusammen Vorkommen 
können und rein expressiver Art sind, hat Aloe echt Eelenmeteb 
in seinem bereits (S. 3) erwähnten grundlegenden Buch zuerst 
beschrieben und erläutert: die ataktische Schrift und die 
Zitterschrift. Beide sind ohne die geringste Störung geistiger 
Funktionen rein koordinatoriseh und im normalen Durchgangs¬ 
stadium des Kindes, welches schreiben lernt und seine Muskeln 
zu den gewollten harmonischen Bewegungen noch nicht richtig 
gleichzeitig zu spannen vermag, ebenso deutlich wie bei dem 
Kranken, der nicht mehr im stände ist, die Schreibmuskeln 
richtig synergisch in l’hätigkeit zu setzen. 
Die ataktische Schrift findet man bei mehreren Krankheiten 
des Cerebrospinalsystems regelmäfsig, bei Trunksucht, bei gewissen
	        
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