Volltext: Zur Psychologie des Schreibens: Mit besonderer Rücksicht auf individuelle Verschiedenheiten der Handschriften

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und Lücken (L), so hat man entweder L = V oder L > V 
oder F> L und in den Grenzfällen L = A oder V— A, aufser- 
dem allemal zur Kontrolle V -j- L = A. 
Bei den Handschriften jeder Gattung, besonders aber denen 
mit isolierten Schriftzeichen, ist eine noch weitergehende Unter¬ 
brechung des gewöhnlichen Federzuges nicht ganz selten, indem 
sogar die Teile einzelner Buchstaben gesondert zu Papier 
gebracht werden, wie normalerweise bei dem i, j und t, dem 
deutschen u und dem ä, Ö, ü. Diese Sonderung der zusammen¬ 
gehörigen Buchstabenteile erstreckt sich in einzelnen Fällen auf 
die Mehrzahl der Buchstaben, nämlich auf alle, die nicht durch 
einfache Formen eine solche Zergliederung verbieten. Beispiele 
findet man oben (v. S., Z. 9) angegeben. Der minimale und maximale 
Abstand der isolierten Buehstabenteile voneinander, mit der 
Lupe gemessen, sowie die Anzahl der Lücken in 100 aufeinander¬ 
folgenden Buchstaben giebt ein charakteristisches Merkmal für 
eine Handschrift ab, welche beim Mangel der Lücken konti¬ 
nuierlich, bei Isolierung und Zerstückelung der Buchstaben 
diskontinuierlich erscheint. Nur im ersteren Falle ist die 
Schrift fliefsehd. 
Eine andere Art der Unterbrechung derselben wird durch 
die Einfügung von Gedankenstrichen erzeugt. Während sie 
in vielen Handschriften gänzlich fehlen, sind in anderen einfache, 
zwei- und dreifache Gedankenstriche häufig. Ein kurzer oder 
langer horizontaler Strich wird statt der Parenthese oder statt 
des Komma gesetzt, auch wohl statt des den Satz absehliefsenden 
Punktes oder Ausrufungszeichens. Er wird zum Ausfüllen der 
leeren Stelle zu Anfang und zu Ende eines Absatzes benutzt, 
sogar mitunter auf Briefadressen wie auf Postanweisungen, wo 
ein gerader oder welliger Strich den vor und hinter der in Buch¬ 
staben, ausgedrückten Geldsumme befindlichen unbeschriebenen 
Baum durchzieht. 
Zu den unnötigen Unterbrechungen gehört ferner die Häufung 
der Absätze. In vielen seitenlangen Briefen fehlt jedes Alinea, 
in anderen beginnt jeder Satz mit einem solchen. Der leere 
Baum zu Anfang und zu Ende des Passus kann sehr klein sein 
oder V4, auch und 3 A einer Zeile, manchmal noch mehr be¬ 
tragen; die Anzahl der Zeilen im Passus variiert. 
Endlich ist noch die Verdoppelung oder weitergehende Ver-
	        
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