Volltext: Zur Psychologie des Schreibens: Mit besonderer Rücksicht auf individuelle Verschiedenheiten der Handschriften

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der vom Vorstrecken derselben beim Spielen und beim Beginne 
der gewöhnlichsten Hantierungen. 
Durch Versuche, mit geschlossenen Augen auf vertikal an 
der Wand befestigtes Papier (mit Bleistift) möglichst schnell und 
unbefangen zu schreiben, habe ich mich überzeugt, dafs auch dann 
die Abhängigkeit der Zeilenrichtung von der Gemütsverfassung 
in dem angegebenen Sinne noch kenntlich bleibt, was mich nicht 
überraschte, da ich beim Schreiben mit geschlossenen Augen auf 
horizontaler Fläche fast immer stark aufwärts schreibe (S. 35). 
Als ich aber nun des Experimentes wegen an Unerfreuliches 
möglichst intensiv zu denken mich bemühte, dann gingen die 
Zeilen bergab wie bei offenen Augen, und zwar beidesfalls ohne 
dafs ich es beabsichtigte. Wahrscheinlich wird mancher Leser 
beim Wiederholen dieser einfachen, aber lehrreichen Versuche 
bemerken, dafs er solchen Autosuggestionen in derselben Weise 
unterworfen ist. 
Jedenfalls beweist eine grofse Anzahl von Briefen, in welchen, 
je nach dem erfreulichen oder unerquicklichen Inhalt, die Zeilen 
aufwärts oder abwärts gerichtet sind, dafs unabhängig von dem 
Schreibmaterial, von etwa vorgezeichneten Linien und von der 
Lage des Papiers, die eine wie die andere Richtung der Zeilen 
durch Einmischung der vorherrschenden, im Augenblick des 
Schreibens geradezu überwertigen Vorstellungen und Gefühle in 
den Komplex der die Hand bewegenden centromotorischen Im¬ 
pulse im Grofshirn allein zu stände kommt, und zwar unbewufst ; 
denn der Schreibende selbst bemerkt es erst nachher. 
Daraus folgt indessen keineswegs, was Einige behaupten, 
dafs ganz gerade parallele Linien nur dem festen Charakter, oder 
gar dem Unbeugsamen zukommen, sondern vielmehr, dafs bei ganz 
geraden Zeilen weder das eine noch das andere der die Richtung 
nach oben und nach unten bestimmenden Momente über wiegt. 
8. Die Länge der Zeilen. 
Welche Zeilenlänge in einem Briefe oder sonstigen Manuskript 
für den Leser am angenehmsten ist, also die Zickzacklinie der 
Augenbewegungen von links nach rechts beim Lesen, von rechts
	        
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