186
der vom Vorstrecken derselben beim Spielen und beim Beginne
der gewöhnlichsten Hantierungen.
Durch Versuche, mit geschlossenen Augen auf vertikal an
der Wand befestigtes Papier (mit Bleistift) möglichst schnell und
unbefangen zu schreiben, habe ich mich überzeugt, dafs auch dann
die Abhängigkeit der Zeilenrichtung von der Gemütsverfassung
in dem angegebenen Sinne noch kenntlich bleibt, was mich nicht
überraschte, da ich beim Schreiben mit geschlossenen Augen auf
horizontaler Fläche fast immer stark aufwärts schreibe (S. 35).
Als ich aber nun des Experimentes wegen an Unerfreuliches
möglichst intensiv zu denken mich bemühte, dann gingen die
Zeilen bergab wie bei offenen Augen, und zwar beidesfalls ohne
dafs ich es beabsichtigte. Wahrscheinlich wird mancher Leser
beim Wiederholen dieser einfachen, aber lehrreichen Versuche
bemerken, dafs er solchen Autosuggestionen in derselben Weise
unterworfen ist.
Jedenfalls beweist eine grofse Anzahl von Briefen, in welchen,
je nach dem erfreulichen oder unerquicklichen Inhalt, die Zeilen
aufwärts oder abwärts gerichtet sind, dafs unabhängig von dem
Schreibmaterial, von etwa vorgezeichneten Linien und von der
Lage des Papiers, die eine wie die andere Richtung der Zeilen
durch Einmischung der vorherrschenden, im Augenblick des
Schreibens geradezu überwertigen Vorstellungen und Gefühle in
den Komplex der die Hand bewegenden centromotorischen Im¬
pulse im Grofshirn allein zu stände kommt, und zwar unbewufst ;
denn der Schreibende selbst bemerkt es erst nachher.
Daraus folgt indessen keineswegs, was Einige behaupten,
dafs ganz gerade parallele Linien nur dem festen Charakter, oder
gar dem Unbeugsamen zukommen, sondern vielmehr, dafs bei ganz
geraden Zeilen weder das eine noch das andere der die Richtung
nach oben und nach unten bestimmenden Momente über wiegt.
8. Die Länge der Zeilen.
Welche Zeilenlänge in einem Briefe oder sonstigen Manuskript
für den Leser am angenehmsten ist, also die Zickzacklinie der
Augenbewegungen von links nach rechts beim Lesen, von rechts