Volltext: Zur Psychologie des Schreibens: Mit besonderer Rücksicht auf individuelle Verschiedenheiten der Handschriften

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ignorieren, aber auch bei der Äufserung harmloser Wünsche der 
nächsten Angehörigen ohne ausreichende Gründe sich streng ab¬ 
lehnend verhalten, bevorzugen in einer so auffallenden Weise 
das g, das g, das deutsche f) mit plötzlich abbrechendem durch - 
gezogenemEndstrich, dafs man hierin mit Recht ein charakteristisches 
graphisches Zeichen für das sieht, was im gewöhnlichen Leben 
„Haustyrannei“ genannt wird. (S. 78 in „fceuitblidjett".) 
Wenn diese Eigenschaft vor der Ehe stärker als inderseiben 
ausgebildet ist, dann verliert sich das graphische Zeichen, der Quer¬ 
strich der g- und fj-Schleife, nach und nach. Langenbruch, der 
Entdecker des Zeichens, giebt dafür lehrreiche Beweise und führt 
den Fall von zwei Schwestern an, von denen die eine, solange 
sie — vor ihrer Vermählung — im Elternhause regierte, die 
„Kommandozeichen“ in ihrer Handschrift aufwies, ohne es zu 
wissen, deren Ehemann aber den häuslichen Despotismus nicht 
duldete. Da blieb das Zeichen aus der Handschrift fort. In¬ 
zwischen hatte die jüngere Schwester, welche früher gehorchte, 
im Elternhause die Zügel in die Hand genommen, und nun 
brachte sie diese Herrschaftszeichen, welche ihr vordem fremd 
gewesen waren, ohne es zu wissen, in ihren Briefen an. 
Eine Erklärung des Zusammenhanges der sonderbaren Formen, 
die bis zu Zerrbildern von Buchstaben ausarten können, zumal 
bei Vereinigung der Haustyrannei mit Egoismus, Eigensinn und 
Eitelkeit, ist noch von keiner Seite versucht worden. 
Da ich von dem durch die Erfahrung immer wieder be¬ 
stätigten Grundsätze ansgehe, dafs keine in der Handschrift 
erkennbare geistige Eigenschaft ausschliefslich an einem Buch¬ 
staben oder an einer Schleifengattung erkannt wird, sondern ein 
bestimmtes Zeichen für einen bestimmten Charakterzug nur dann 
Geltung beanspruchen kann, wenn es sich bei verschiedenen 
Formen, die seine Wiederholung gestatten, auch wirklich wieder¬ 
holt findet, so suchte ich in den Handschriften mit dem eben 
erörterten Schleifenendstrich des g nach anderen, plötzlich mitten im 
weifsen Papier abbrechenden Endstrichen von grolsen und kleinen 
Buchstaben. In der That sind sie regelmäfsig vorhanden. Das 
folgende H und E gehört z. B. hierher.
	        
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