Volltext: Zur Psychologie des Schreibens: Mit besonderer Rücksicht auf individuelle Verschiedenheiten der Handschriften

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natürlicherweise auch sonst in der Schrift aus, z. B. in dem 
oben erwähnten Besitzpunkt (S. 98). Wer sich seines Besitzes 
freut, ruht. 
Das weitestgehende Mifstrauen zeigen in ihrer Handschrift 
diejenigen, welche, nachdem sie ein Schriftstück unterschrieben 
haben, vor den Namen zwei lange, nahezu parallele, meist gerade 
Striche setzen, wie Ney, Bernadotte und Soult, damit nur 
niemand vor den Namen noch etwas hinschreibe. Den Gipfel 
erreicht in dieser Hinsicht Karl V. von Frankreich: 
In dieser (aus freier Hand nachgebildeten) Unterschrift ist 
der vorderste Punkt zuletzt gemacht worden. Die sonderbare Vt 
unten rechts anfangend, bildet den Anfang der Paraphe, welche 
links vorn endigt. Man erkennt diese Richtung an den Grund- 
und, Haarstrichen. Überhaupt finde ich, dafs diejenigen, welche 
den letzten Endstrich ihres Namens benutzen, um mit ihm 
einen elliptischen, den ganzen oder halben Namen umhüllenden 
Bogen zu bilden, nicht allein sehr gern geheim thun und sich 
deshalb abschliefsen, sondern auch mifstrauisch sind. Psycholo¬ 
gisch hängt beides zusammen. So müssen unter vielen anderen, 
von denen es bekannt ist, auch Cherubini und Gay-Lussac, von 
denen ich es nicht weifs, mifstrauisch gewesen sein, weil sie 
ihren ganzen Namen umhüllten, desgleichen der Herzog von 
Nemours, Louis d’Orleans, der „Orleans“ umzirkelt. 
Ist bei solchen, die viel eigenhändig schreiben, aufserdem 
eine Neigung, im Gespräch oder in der Rede die eigenen Ge¬ 
danken nicht mitzuteilen, und eine gewisse Schlauheit oder Ränke¬ 
sucht vorhanden, dann findet man oft ein halbes Wort, auch 
wohl ein ganzes, durch einen gewellten oder geraden Strich an¬ 
gedeutet (S. 86). Der Leser mufs erraten, was da geschrieben 
stehen soll, wie der Hörer erraten mufs, was der Redner sagen 
will oder denkt, wenn er durch Redensarten seine Überzeugung
	        
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