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Ich wage diese Hypothese auszuspreehen, weil es besser ist,
eine längst festgestellte unvermittelte Thatsache, und das ist dieses
graphologische Zeichen, dem Verständnis näher zu bringen durch
einen Versuch, sie zu vermitteln, als sie ganz unerklärt zu lassen
oder gar zu bezweifeln.
Etwas leichter zu verstehen ist die ebenso sicher empirisch
festgestellte Bedeutung der horizontalen Striche ohne Haken als
Endigungen der Buchstaben, * besonders am Schlufs der Zeile.
Ist dieser Strich sehr lang, so bezeichnet er Mifstrauen.
Miohon nannte ihn (H. S. 215) den Zug des Staatsanwalts. Er
findet sich bei solchen, die fürchten, getäuscht zu werden, bei
Vorsichtigen, welche vor ihren Unternehmungen und während der¬
selben sehr auf der Hut sind. Offenbar ist dabei die Vorstellung,
es könnte auf die leer gebliebene Stelle des Papiers am Ende
der Zeile, wo eine Teilung des Wortes nicht anging, von fremder
Hand etwas hinzugefügt werden, was den Sinn ändert, sei es
auch nur ein Komma oder eine Kuli, der mafsgebende Faktor.
Die folgenden Proben mit zunehmender Länge des geraden
Endstrichs entstammen Briefen von Gelehrten, Künstlern, Be¬
amten; zwei weibliche sind darunter.
In der siebenzeiligen Quittung (Taf. IV) ist der Strich des
Mifstrauens fünfmal mit dem Zähigkeitshaken am Ende versehen,
wie auch hier in „Monsieur“ der Haken am Ende hervortritt.