Das hypermetropische Auge.
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kämen sie von Punkten die in einem der (negativen) Brennweite der
Linse gleichen Abstande vor derselben liegen. Man sieht daher leicht,
dass auf der Retina eines myopischen Auges von unendlich fernen
Objekten deutliche Bilder entstehen, wenn vor dasselbe noch eine
Zerstreuungslinse gesetzt wird, deren negative Brennweite ihrem ab¬
soluten Werthe nach gleich ist der Sehweite des Auges vermindert
um den Abstand der Linse vom Auge, oder wenn dieser gegen jene
vernachlässigt werden darf einfach der Sehweite des Auges. Die
optischen Werkstätten pflegen die Brennweiten ihrer Brillengläser in
pariser Zollen anzugeben, gerade desswegen ist man auch für die
Angabe der Myopiegrade beim pariser Zoll als Längeneinheit geblieben.
Stellen wir uns jetzt einen Fall der zweiten Art vor, wo die
Netzhaut vor der hinteren Brennebene liegt. Dann werden unend¬
lich entfernte Objekte ebenfalls nicht deutlich gesehen werden, weil
die von ihren Punkten ausgegangenen Strahlenbündel erst hinter der
Netzhaut zur Vereinigung kommen. Noch weniger können aber jetzt
in irgend einem endlichen Abstande gelegene Punkte deutlich ge¬
sehen werden, da die von solchen ausgegangenen Strahlenbündel so¬
gar erst hinter der zweiten Brennebene also noch viel mehr hinter
der Netzhaut zur Vereinigung kommen. Augen von solcher Beschaf¬
fenheit giebt es ebenfalls wirklich und man nennt sie „hyperme¬
tropische“. Um zu sehen wie ein Objektpunkt liegen müsse, um
von einem hypermetropischen Auge deutlich gesehen werden zu kön¬
nen wollen wir in unserem schematischen Auge den Netzhautpol
beispielsweise nur 21,86 statt 22,23 mm. hinter dem Hornhautscheitel
denken, dann ist sein Abstand von der zweiten Hauptebene 19,5mm.
und die Netzhaut liegt etwa 0,37 mm. vor der zweiten Brennebene.
Fragen wir in welchem Abstand p von der ersten Hauptebene ein
Objektpunkt liegen müsse, damit sein Bild in die Netzhaut falle, so
haben wir nur wieder den Abstand der Netzhaut von der zweiten
Hauptebene als Bildabstand p* in die Grundgleichung einzuführen
und den zugehörigen Werth von p zu suchen; aus
14,86 19,87 _
p 19,5 _
ergiebt sich aber p = —781 mm. Das Minuszeichen vor dem Werthe
von p deutet an, dass es nicht die Distanz eines vor dem Auge ge¬
legenen reellen, sondern die eines hinter dem Auge gelegenen vir¬
tuellen Objektpunktes ist. Da für jedes hypermetropische Auge nach
der Definition das einzusetzende p * kleiner als /* also
f* ^ «