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Fick, Physiol. Optik I. 2. Cap. Anatomische Voraussetzungen.
wird, welches im normalen Kammerwasser nur in minimen Spuren
vorhanden ist.
Der intraokulare Druck muss offenbar in jedem Augenblicke
gleich sein dem Drucke des Blutes in den Gefässen, vermindert um
den Betrag, welchem die Spannung der Wände Gleichgewicht hält.
Hieraus folgt, dass jede Ursache, welche den Druck in irgend
welchem Theile des Blutgefässsystemes im Innern des Auges stei¬
gert, ohne zugleich die Spannung der Gefässwände zu vermehren,
auch den intraokularen Druck steigern muss. Dies muss schon
von den Schwankungen des arteriellen Blutdruckes durch den Puls
gelten. In der That hat K. Weber, der in Gemeinschaft mit Lud¬
wig dies Gebiet zuerst betreten hat, vom Pulse sowie auch von
der Respiration abhängige Schwankungen des intraokularen Druckes
beobachtet. Bei Anwendung sehr enger Manometer, wie sie zu ge¬
nauen Messungen hier nur anwendbar sind, zeigen sich indessen die
Pulsschwankungen meist gar nicht. Jedesfalls sind diese Schwan¬
kungen ausserordentlich klein und müssen es auch sein, weil rasche
bedeutende Druckschwankungen wohl dem feinen Nervenapparate
der Netzhaut gefährlich werden könnten. Wahrscheinlich ist dafür
gesorgt, indem das Blut ins Innere des Auges durch sehr enge und
verhältnissmässig lange Arterienästchen geführt wird, in denen die
Pulswelle zum grössten Theil erlischt.
Alle Ursachen, die den mittleren Druck in der Carotis auf die
Dauer erheblich ändern, haben eine sehr merkliche Wirkung auf den
intraokularen Druck. So fand Adamük, dass bei Katzen und Hun¬
den der Druck im Auge um 6—8 mm. sank, wenn die Carotis der¬
selben Seite verschlossen wurde. Grünhagen und v. Hippel sowie
A. Weber wiesen nach, dass Yerschliessung der Aorta descendens
den intraokularen Druck bedeutend steigert. Die ersferen sahen
ferner denselben um 10—16 mm. steigen bei Reizung des Halsmarkes.
Ebenso steigt auch der intraokulare Druck, wenn durch Erstickung
der Blutdruck im allgemeinen gesteigert wird. Adamük hat nach¬
gewiesen, dass Yerschliessung der aus dem Bulbus oculi austreten¬
den venae vorticosae eine Steigerung des Kammerwasserdruckes um
90 mm. bewirken kann. Dies ist begreiflich, da ja bei diesem Ein¬
griffe der Druck in den Yenen innerhalb des Bulbus die Höhe des
arteriellen Druckes annehmen muss, und die Spannung der Yenen-
wände doch kaum einen namhaften Werth besitzen wird. Dahin¬
gegen steigert Yerschliessung der grossen Halsvenen den intraoku¬
laren Druck nicht merklich. Dies wird verständlich, wenn man be¬
denkt, dass schon im normalen Zustande der Druck in den Venen