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Fick. Physiol. Optik I. 2. Cap. Anatomische Voraussetzungen.
III. Der intraokulare Druck.1
Bei dem annähernd oder vollkommen flüssigen Aggregatzustande
des Inhaltes des Augapfels, mit Ausnahme der Linse, kann man füg¬
lich nach dem hydrostatischen Drucke fragen, unter welchem dieser
Inhalt stehe. Er braucht freilich nicht überall nothwendig gleich zu
sein. Vielmehr kann der Druck im Glaskörper höher sein als in der
wässrigen Feuchtigkeit, da die im Ganzen gegen die letztere kon¬
vexe, durch die Linse und ihre äussere Anheftung (zonula und Glas¬
haut) gebildete Scheidewand durch ihre elastische Spannung einen
Theil des Glaskörperdruckes aufwiegen könnte, ohne ihn auf die
wässerige Feuchtigkeit zu übertragen. Eine solche mit dem Grade
dieser Spannung wachsende Differenz des Druckes im hinteren und
vorderen Raume wird sogar theoretisch immer anzunehmen sein. Je¬
doch kann man keineswegs eine grosse Differenz erwarten, da die
Scheidewand zwischen beiden Räumen nur flach gewölbt ist. Beob¬
achtet ist eine solche Differenz von Weber.
Der Druck der wässrigen Feuchtigkeit ist bei Thieren direkter
Messung zugänglich, man braucht nur eine feine konische Canüle
durch die Hornhaut einzustossen, welche ohne weiteres das Loch in
dem zähen elastischen Gewebe hinlänglich dicht schliesst, um eine
genaue manometrische Messung zu ermöglichen. Bei der grossen
Wichtigkeit dieses Gegenstandes für die Beurtheilung krankhafter
Vorgänge haben in neuerer Zeit die Augenärzte viele solche Messun¬
gen ausgeführt. Der Werth des intraokularen Druckes hat sich bei
verschiedenen Thierspecies übereinstimmend zu etwa 20—30 mm.
Quecksilber im Durchschnitt herausgestellt. Wir dürfen also wohl
annehmen, dass diese Grösse auch im menschlichen Auge einen ähn¬
lichen Werth besitzt.
Es darf ferner angenommen werden, dass der flüssige Inhalt der
inneren Augenräume sich ebenso wie alle anderen thierischen Flüssig¬
keiten in fortwährenden, wenn auch langsamen Strömen befindet,
dass also insbesondere z. B. von dem Kammerwasser beständig etwas
nach aussen abgegeben und durch neues ersetzt wird, so dass der
1 In der Darstellung dieses Gegenstandes von mehr pathologischem. Interesse
folge ich im Ganzen Leber. Handbuch der gesammten Augenheilkunde. Leipzig 1876
und will nach ihm noch folgende Abhandlungen citiren, die mir zum grössten Theil
auch selbst vorliegen : C. ‘Weber. Nonnullae disquisitiones etc. Inauguralabhandlung.
Marburg 1850; Adamük, Med. Centralblatt 1866. No. 36 u. 1867. No. 28 und Sitzungs-
ber. der Wiener Akad. 1869. Febr. ; Grünhagen & v. Hippel, Berliner klin. Wochen-
schr. 1866. No. 24; Zeitschr. f. rat. Med. 1866. Bd. 28; Arch. f. Ophthalmol. Bd. 14
und 15; Schwalbe, Lymphräume des Auges. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 6; Leber,
Arch. f. Ophthalmol. Bd. 19.