Purkinje’s Aderfigur.
123
keren Glanz. Behält das Sonnenbildchen seine Lage dauernd bei,
so wird allmählich die Erscheinung matter, um zuletzt ganz zu ver¬
schwinden. Jede kleine Bewegung des Sonnenbildchens ruft sofort
die Erscheinung wieder hervor und es bewegt sich dabei der Gefäss-
baum in gleichem Sinne mit dem Sonnenbildchen, der glänzendere
Fleck aber bewegt sich ein wenig in entgegengesetzter Richtung. Die
Erscheinung beruht darauf, dass das Sonnenbildchen auf der Skle-
rotika diese gleichsam selbstleuchtend macht. Das von diesem Punkte
der Skierotika ins Innere des Auges gesandte Licht wird nun durch
die pigmentirte Chorioidea nicht ganz abgehalten, besonders wenn
der beleuchtete Punkt noch ausserhalb der Ciliarfortsätze liegt, wo
die Pigmentanhäufung nicht so gross ist. Da nun also der ganze
Glaskörper von einem Punkte aus durchstrahlt ist, so werden die
Gefässe grosse Schatten in den äusseren Schichten der Netzhaut wer¬
fen und da sie auf derselben ungewohnte Stellen fallen, so werden
sie bemerkbar. Dass sich die als scheinbare Objekte nach aussen
projicirten Schatten mit einer Bewegung des Lichtpunktes gleichsinnig
bewegen ist selbstverständlich, da die Schatten selbst sich in ent¬
gegengesetztem Sinne bewegen müssen. Warum sich die wie cha-
grinirtes Leder aussehende Figur im gelben Fleck der Netzhaut um¬
gekehrt bewegt, ist noch nicht erklärt, es deutet aber jedesfalls auf
eine andere Entstehungsart dieser Figur.
Die zweite Methode zur Darstellung der Aderfigur besteht in
folgendem: Während man auf einen möglichst dunklen Hintergrund
blickt, hält man weit seitlich von der Augenaxe eine stark leuch¬
tende Flamme. Der dunkele Hintergrund scheint sich auch hier mit
einem gelblichen Lichtnebel zu überziehen, aus welchem bei kleinen
Bewegungen der Flamme die Schatten der Gefässverzweigungen
schwarz gezeichnet auftauchen.
Der Stelle des deutlichsten Sehens entspricht bei dem Versuche
eine hellere Stelle auf einer Seite von einem halbmondförmigen Schat¬
ten eingefasst.
Bei Bewegungen der Flamme bewegen sich die Schatten der
Gefässe im Gesichtsfelde im gleichen Sinne, wenn die Bewegung in
einer Meridianebene stattfindet. Geht dagegen die Bewegung senk¬
recht zu einer Meridianebene vor sich, so bewegen sich die Schatten
entgegengesetzt wie die Flamme.
Die soeben beschriebenen Erscheinungen sind zum grössten Theil
schon von Purkinje beobachtet, aber erst viel später ist von H.
Müller die richtige Erklärung gegeben. Sie beruht darauf, dass
ein sehr helles Netzhautbildchen bei sonst sehr dunkelem Gesichts-