Entoptische Wahrnehmung.
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die Schatten der Körperchen relativ gegen den Rand des Zerstreu¬
ungsfeldes. Aus dieser Verschiebung kann man dann beurtheilen,
ob das schattenwerfende Körperchen vor oder hinter der Pupillen¬
ebene seinen Sitz hat. Wie ein Blick auf die nebenstehende Fig. 28
zeigt, wird bei einer Verschiebung des Lichtpunktes in einer gewissen
Richtung der Schatten eines Körpers
vor der Pupille relativ im Zerstreu¬
ungskreise in entgegengesetzter Rich¬
tung verschoben. Der Schatten eines
Körpers hinter der Pupillarebene
wird in gleichem Sinne verschoben
und der Schatten eines Körpers in
der Pupillarebene behält seine rela¬
tive Stellung im Zerstreuungskreise.
Verschiebt man z. B. den Lichtpunkt
nach unten, so rücken die Schatten
der drei Körper v, ?, die ursprüng¬
lich (unter A) dicht aneinander lagen
auseinander, wie es unter B, siehe
v, i, h, gezeichnet ist, und zwar ist
v, dem oberen Rande des Zerstreu¬
ungskreises rQ dagegen kr dem unte¬
ren Rande ru näher gerückt, während der Schatten des in der Pupillar¬
ebene gelegenen Körpers i nach wie vor in der Mitte des Zerstreu¬
ungskreises liegt. Bei der subjektiven Auffassung dieser Schatten muss
man natürlich beachten, dass die Empfindungen verkehrt nach aussen
projicirt werden, so dass dem oberen Rand des Zerstreuungskreises der
untere Rand eines scheinbaren Objektes entspricht und umgekehrt.
Unter den verschiedenen Körperchen, deren Schatten sich bei
der entoptischen Beobachtung gewöhnlich zeigen, sind folgende Arten
zu unterscheiden.
1. Tröpfchen auf der vorderen Hornhautfläche von Schleim oder
dem Sekrete der Meibom’schen Drüsen. Ihre Schatten zeigen sich meist
als dunkle Flecken mit heller Mitte und leicht daran kenntlich, dass
sie beim Blinzeln verschwinden oder Lage und Gestalt verändern.
2. Perlflecke von grösserer Beharrlichkeit. Listing hält sie für
die Schatten von Schleimklümpchen in der Flüssigkeit zwischen Lin¬
senkörper und Linsenkapsel.
3. Eine matte sternartige Zeichnung vom strahligen Bau der
Linse herrührend.
4. Verschiedene unregelmässige Gebilde fadenartiger und perl-
Fig. 28.