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giebt sie keine den Chemismus erklärende Erläuterung. Das
Studium des chemischen Verhaltens der Albuminat-Krystalle
hat zu der Ansicht geführt, dass die chemische Komposition
des Albuminats und wahrscheinlich aller eigentlichen orga¬
nischen Substanzen eine systematische sei, in welcher Haupt¬
bestandteile und untergeordnete Glieder in eine homogene
Einheit vereinigt, also nicht etwa systematisch aggregirt zu
denken wäre. Bei einer solchen chemischen Komposition
können die untergeordneten Bestandtkeile eines zusammen¬
gesetzten Radikals einem chemischen Prozess im ganz ge¬
wöhnlichen Sinne unterliegen, dadurch aber, dass die Haupt¬
bestandteile zunächst nicht betheiligt sind, werden die che¬
mischen Wirkungen nur als accidentelle an der Gesammt-
heit des zusammengesetzten Radikals zur Erscheinung treten,
wie es wirklich geshieht. Auf diesem Standpunkte werden
wir also der Notwendigkeit überhoben, die beiden Theorien,
die dualistische und die der chemischen Typen, als in dem We¬
sen des Chemismus verschieden zu betrachten, und statuiren zu¬
gleich meine Ansicht von der chemischen Komposition der
eigentlichen organischea Radikale, welche mit dem Grundwesen
eines Organismus, wie sich dasselbe in den morphologischen
Verhältnissen und nach andern Beziehungen hin so deutlich
ausspricht, in vollem Einklänge steht.
7) Die vollkommene üebereinstimmung des physikali¬
schen und chemischen Verhaltens der Krystalle und der fe¬
sten, homogenen, strukturlosen Zustände organischer, na-*
mentlich eiweissartiger Materie in den organisirten Form-
bestandtlieilen berechtigen zu dem Schluss, dass auch die
Natur des festen Zustandes bei beiden gleichzustellen ist.
Demnach wären die festen Bestandtheile der organisirten
Formen in Wirklichkeit ebenso feste Kohäsionszustände
der organischen Materie, wie die feste Substanz in den Al-
buminat-Krystallen; in letzteren hat die organische Materie
unter dem Einfluss der Krystallisaiion Krystallform erhalten,
in den erstern ist sie unter Bedingungen, welche eben nur