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aber die Natur eines Krystalles, so weit sie uns bekannt,
dem Auftreten jener Erscheinungen kein Hinderniss in den
Weg legt, lehrte die Untersuchung. Die Entdeckung des
Albuminat-Krystalls und das Studium seines Verhaltens hat
zugleich den Kreis unserer Erfahrungen erweitert, und die
daraus sich ergebenden wichtigsten Resultate mögen schliess¬
lich kurz mitgetheilt werden.
1) Durch die Albuminat-Krystalle ist der Nachweis ge¬
liefert, dass auch die eigentlichen organischen Materien kry-
stallisationsfahig sind.
2) Die Krystalle der organischen Materie im engeren
Sinne, wenigstens die des Albumin und Xanthoprotein, ha¬
ben , wie die festen Zustände der organischen Materie in
den organisirten Bestandtheilen, eine fast weiche, elastische
Beschaffenheit; sie zeigen den sogenannten „durchweichten”
Kohäsionszustand. Dieser Kohäsionszustand geht nicht ganz
verloren, wenn die Kry stalle durch mehrere Tage an der
Luft getrocknet werden, er erhält sich unverändert bei län¬
gerem Aufbewahren der Kry stalle in starkem Alkohol. Der
durchweichte Kohäsionszustand ist nicht abhängig von einer
mechanischen Durchdringung der Substanz durch Wasser,
er wird höchstwahrscheinlich zunächst und wesentlich durch
die Art und Weise der Lagerung der die Substanz consti-
tuirenden Moleküle bewirkt, kann aber durch chemische Ver¬
bindungen, nach dem Eintrocknen der Krystalle, mit Wasser,
Säuren, Alkalien etc. dem Grade nach gesteigert werden.
3) Die Albuminatkrystalle verhalten sich auch chemisch
völlig so, wie die festen organischen Substanzen in den or¬
ganisirten Bestandtheilen, namentlich in den eiweissartigen
F ormbestandlheilen.
4) In dieser Hinsicht ist von ganz besonderem Interesse
das Verhalten der Albuminat - Krystalle bei einfacher oder
abwechselnder Behandlung mit Säuren, Alkalien, Wasser,
und bei der Umwandlung in Xanthoprotein. Die Krystalle
verbinden sich mit diesen Stoffen, sie trennen sich wiederum