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Ferner verhalten sich nachweislich die einfachen Auf¬
lösungen bei Aufnahme eines dritten Körpers durchaus an¬
ders, als unsere Krystalle in ihren Verbindungen bei Hinzu¬
leitung eines neuen, wenn man so sagen soll, löslichen Stof¬
fes. Die einfachen Auflösungen nehmen, wofern nicht eine
chemische Zersetzung herbeigeführt wird, noch andere lös¬
liche Stoffe auf und lassen höchstens eine Portion des ge¬
lösten Körpers, wie es die Temperatur oder der Sättigungs¬
grad erfordert, entweichen. Wird nun die Verbindung der
Krystalle etwa mit den Säuren einfacher Auflösungen gleich¬
gestellt, so folgt, dass, wenn zu solchen Krystallen neue
Säuren hinzugefügt werden, ~die Aufnahme derselben etwa
unter Entweichung einer Portion der bereits gelösten Säure
stattfinden muss. Unsere Versuche hingegen zeigen, dass
die schwächeren Säuren gar keinen Eingang erhalten, und
dass die stärkeren Säuren die gelösten schwächeren gänz¬
lich vertreiben. Dasselbe wurde auch in Betreff der Alka¬
lien beobachtet. In diesen Fällen lässt man den Kr y st all
die Rolle des Auflösungsmittels übernehmen. Wird zu dem
Krystall in Verbindung mit einer Säure oder einem Alkali
Wasser hinzugeleitet, so kann die schon aufgenommene
Säure oder das Alkali als Auflösungsmittel gelten. Hier
sehen wir allerdings, dass der Krystall in Verbindung mit
Kali Wasser aufnimmt, in Verbindung mit der Säure dage¬
gen, nach Entweichung der Säure zum Wasser, auch wenn
dasselbe reichlich zufloss, vollkommen restituirt wird. —
Also auch die Ansicht, dass die Verbindungen der Krystalle
mit den verschiedenen Stoffen der einfachen Auflösungen
gleichzustellen seien, bietet manche Schwierigkeiten und Wi¬
dersprüche dar.
c) Es bleibt nunmehr noch übrig, das eigenthümliche
Verhalten der Krystalle mit Rücksicht auf wirklich chemi¬
sche Aktionen zu prüfen.
Die chemischen Verbindungen offenbaren nicht durch¬
weg ein und dasselbe gesetzliche Verhalten. Die anorgani-