436 Aubert, Innervation der Blutgefässe. 1. Cap. Die Innervation der Arterien.
wirkt wird, hat Asp beobachtet. Dittmar hat theils die einzelnen Stränge,
tlieils Stümpfe des Rückenmarks, bei denen die eigentlichen sensiblen
Fasern ausgeschlossen sein mussten, gereizt, und zwar mechanisch und
electrisch, und bei einige Zeit andauernden, auch ganz schwachen Reizen
Druckerhöhung im arteriellen Gebiete gefunden. Namentlich gilt dies
auch von der Reizung eines Rückenmarksstumpfes, von welchem die Hinter¬
stränge bis zur grauen Substanz der hintern Hörner abgeschält, die vor¬
deren Wurzeln abgetrennt, der Stumpf der vorderen Stränge, der Seiten¬
stränge und der grauen Substanz durch Guttaperchapapier von dem übrigen
Körper isolirt ist: dieser Stumpf ist äusserst empfindlich für ganz schwache
Reize, indem Streichen mit einer stumpfen Nadel, ganz schwache, auf der
Zungenspitze nicht mehr fühlbare Wechselströme sehr merkliche Druck¬
steigerung erzeugen. Dittmar schliesst daraus, dass innerhalb des Rücken¬
marks ein System von Fasern vorkommt, welche, obwohl sie nicht zu den
Nervenwurzeln gehören, den directen Reizen zugängig sind — welche
zugleich die empfangene Erregung durch die ganze Länge des Rücken¬
marks hindurch fortpflanzen und sie endlich in der Medulla oblongata auf
vasomotorische Nerven übertragen. Diese, die Erregung leitenden Fasern
sieht er als sensible oder aesthesodische (Schiff) an. Die Versuche sind
an curaresirten Kaninchen angestellt worden.
Dittmar hat bei diesen Versuchen aber auch eine grosse Druck¬
steigerung bei Verletzung oder Reizung der Dura mater gefunden,
z. B. regelmässig bei einfacher Eröffnung des Durasackes. — Dagegen
hat er keine vasomotorischen Reflexe durch Reizung der isolirten
Vorderstränge erhalten, und ebenso wenig bei Reizung der Cauda
equina.
IY. Das vasomotorische Centrum,
Da durch psychische Einwirkungen, durch Reizung sensibler und
sympathischer und zu den Muskeln gehender Nerven an ihrem nach
dem cerebrospinalen Centrum gehenden Ende, durch Reizung ein¬
zelner Gehirntheile und Rückenmarksstränge eine Veränderung des
Blutdruckes im arteriellen Systeme unabhängig von der Herzthätig-
keit, und damit eine Erregung vasomotorischer Nerven bewirkt wird,
so muss ein Organ angenommen werden, in welchem ein Uebergang
der Erregung von den gereizten Nerven auf vasomotorische Nerven
vermittelt wird. Der Nachweis eines solchen vasomotorischen
Centralorganes lässt sich auf dem Wege führen, dass man erstens
untersucht, welche Theile von Gehirn und Rückenmark entfernt oder
ausgeschaltet werden können, ohne dass die Uebertragung der Er¬
regung von sensiblen und andern Nerven auf vasomotorische Nerven
unterbrochen wird — und indem man zweitens diejenigen Theile auf¬
zufinden sucht, deren Zerstörung das Ausbleiben jener Uebertragung
zur Folge hat.
Auf diesen Wegen ist man zu dem Resultate gelangt, dass ein