Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

Die Extremitäten. 
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rung und Gefässerweiterung nach Durchschneidung und Reizung des- 
Ischiadicus die von Goltz gefundenen Thatsachen in vielen wesentlichen 
Punkten bestätigt und die Bedingungen für dieselben in weiterer Aus¬ 
dehnung ermittelt, zum Theil aber die Angaben von Goltz etwas modi- 
hcirt. Dass nach Durchschneidung des Lendenmarkes und nach Durch¬ 
schneidung des Ischiadicus eine Temperaturerhöhung und Gefässerweite¬ 
rung eintritt, welche in den folgenden Stunden und Tagen sehr zurückgehtr 
ist von allen Beobachtern bestätigt worden; ebenso dass Reizung des 
peripheren Stumpfes einige Tage nach der Durchschneidung des Lenden¬ 
markes oder des Ischiadicus eine mehr oder weniger starke Gefäss¬ 
erweiterung und Ansteigen der Temperatur zur Folge hat, ist allgemein 
bestätigt worden; dass sowohl durch electrische Reizung, als durch 
mechanische Reizung, namentlich das mehrfache Einschneiden oder „ Ker¬ 
ben*4 des Nervenstumpfes die Temperatur erhöht wird, ja das ein 
einfaches Durchschneiden des schon vorher durchschnittenen Nerven,, 
diesen Effect hat, haben die meisten späteren Beobachter bestätigt. Da¬ 
gegen ist von verschiedenen Beobachtern, namentlich Putzeys und Tar- 
chanoff, Ostrumoff, Kendall und Luchsinger die Angabe von Goltz 
bestritten worden, dass auch bei Reizung des frisch durchschnittenen 
Ischiadicus am peripherischen Ende keine Gefässverengung und Tempe¬ 
raturabnahme erfolgte. Die Untersuchungen von Lépine, besonders aber 
die von Bernstein haben ausser der Vermittelung mancher Widersprüche 
die wesentliche B e d i n g u n g für die von Goltz beobachtete hoch¬ 
gradige Temperaturerhöhung nach Reizung des peripheren Ischiadicus 
ermittelt, dass nämlich die Temperatur der Pfote beim Beginne 
des Versuches eine niedrige ist. Unter dieser, leicht durch kalte 
Wasserbäder herzustellenden Bedingung wird nach Bernstein durch jede 
beliebige wirksame Reizung auch beim frisch durchschnittenen 
Ischiadicus ein bedeutendes Steigen der Temperatur (um 8°—15°) her¬ 
vorgerufen, also sowohl durch tetanisirende Ströme, als durch sogenannte 
rhythmische Reizungen, in denen die Inductionsschläge in Intervallen von 
2 Sec. einander folgen, oder durch Kerben des peripheren Stumpfes. 
Bernstein macht ferner darauf aufmerksam, dass die durch Reizung her¬ 
vorgerufene Temperatursteigerung sehr lange anhält und oft erst nach 
15—30 Min. ihr Maximum erreicht. Der bedeutende Einfluss der Tem¬ 
peratur, welchen schon Goltz in seiner Bedeutung für die Gefässweite 
gelähmter Glieder sehr hervorgehoben hat, geht auch aus Versuchen von 
Luchsinger hervor, in denen junge Kätzchen, denen der eine Ischiadicus 
durchschnitten wird, in einen auf 60° erwärmten Brütofen gebracht wer¬ 
den : die nicht operirte Pfote wird sehr stark injicirt, die operirte viel 
weniger — kühlen die Thiere ab, so erscheint die operirte Pfote stark 
injicirt, die nicht operirte blass. Der Versuch wurde mit demselben Er¬ 
folge schon von Schiff1 an dem Halssympathicus des Kaninchens ange¬ 
stellt. — Die Versuche, in denen die Reizung einige Tage nach Zer¬ 
störung des Lendenmarkes oder Durchschneiden des Ischiadicus vorge¬ 
nommen wurde, zeigen also wahrscheinlich eine Temperatursteigerung 
nur deswegen, weil in Folge der motorischen Lähmung die Pfoten stark 
1 Schiff, Leçons sur la physiologie de la digestion. I. S. 234. 244. 1868.
	        
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