Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

348 Aubert, Innervation des Herzens. 1. Cap. Die intracardialen Nervencentra. 
ein, lassen sich aber nur eine kurze Strecke weit verfolgen, so dass 
sich in dem bei weitem grössten Theile des Ventrikels 
weder Nervenfasern, noch Ganglien nachweisen lassen. Die 
Verbindung der Nerven mit den Muskeln scheint für die Vorhofs¬ 
muskeln derart zu sein, dass am Ende der Nervenfaser ein dreiwink¬ 
liger Kern auftritt, von welchem feine Fäden in das Innere des Mus¬ 
kelbündels eindringen. 
Eine eingehende Untersuchung der intracardialen Nervengebilde beim 
Frosche wurde zuerst von Ludwig l 5, bald darauf von Bidder & Rosen¬ 
berger 2 angestellt. Leo Gerlach 3 beschrieb dann die Nervenplexus der 
Scheidewandnerven in dem Vorhofe. Bezüglich des Verhaltens der Ner¬ 
venfasern zu den Ganglien glaubte Bidder 4 beweisen zu können, dass 
alle in das Herz eintretenden Nervenfasern sich zunächst in die Ganglien 
begeben und von diesen abgehende Fasern die Muskeln innerviren. —- 
Das Vorkommen von Nerven und Ganglien in der Muskelmasse des Ven¬ 
trikels in so grosser Ausbreitung, dass sie in noch so kleinen vorher 
pulsirenden Präparaten nicht fehlten, hat nur Friedländer 5 behauptet. 
Für das Gegentheil sprechen die Beobachtungen von Bidder, Schweigger- 
Seidel, Engelmann6 7, Leo Gerlach, welcher letztere einen dem Vorhof- 
nervenplexus ähnlichen Plexus auch im Ventrikel vermuthet, aber wegen 
der Dicke des Ventrikels den Nachweis eines solchen für sehr schwierig 
hält, und Dogiel. — Ueber die letzten Endigungen der Nerven in den 
Herzmuskeln verweisen wir auf die Arbeiten von Schweigger - Seidel, 
Langerhans 7 und Leo Gerlach. 
Bei diesem Resultate der anatomischen Untersuchung über die 
Nerven des Herzens wird die Annahme nothwendig, dass die Mus¬ 
kelfäden oder Muskelzellen des Herzens zugleich die 
Funktion von Nervenfasern übernehmen, indem sie die von 
nervösen Gebilden ausgehende und durch Reizung hervorgerufene 
Erregung zu den benachbarten Zellen fortleiten. Das von dem der 
Skeletmuskeln sehr bedeutend verschiedene anatomische Verhalten 
der Herzmuskeln würde die Annahme unterstützen, dass auch die 
Funktionen der Herzmuskulatur andere seien, als die der übrigen 
quergestreiften Muskeln. Wir werden diese Frage wieder aufnehmen, 
nachdem wir die physiologischen Beobachtungen, welche zu derselben 
veranlasst haben, besprochen haben werden. 
1 Ludwig, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1848. S. 139. 
2 Bidder, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1852. S. 163 und Rosenberger, De centris 
motu um cordis disquisitiones anatomico-pathologicae. Inaug.-Diss. Dorpat 1850. 
3 Leo Gerlach, Arch. f. pathol. Anat. LXVI. S. 187. 1876. 
4 Bidder, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1868. S. 1. 
5 Friedlander, Unters, a. d. physiol. Labor, in Würzburg II. S. 159. 1867. 
6 Engelmann, Arch. f. d. ges. Physiol. XI. S. 465. 1875. 
7 Langerhans, Arch. f. pathol. Anat. LVIII. S. 65. 1873.
	        
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