Gebiet des N. trigeminns.
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der Irisgefässe gleich nach der Operation. — Ob und in wie weit diese
Veränderungen von der Durchschneidung des Trigeminus abhängig sind
— ob sie gleich den weiteren Folgeerscheinungen nur von den durch
die Unempfindlichkeit der betreffenden Kopfseite veranlassten Insulten
abzuleiten sind, darüber ist bis jetzt trotz der Versuche von Büttner1 2,
Rollett- und Eckhard3 keine bestimmte Entscheidung geliefert worden.
Ebenso ist die Frage noch controvers, ob die Gefässnerven vor oder in
dem Ganglion Gasseri zum Trigeminus treten4. Nachdem schon Magendie
trophische Störungen in der Nasen- und Mundschleimhaut in Folge von
Trigeminusdurchschneidung bemerkt hatte, beobachtete Schiff eine stär¬
kere Injection der Nasenschleimhaut, des Zahnfleisches und der zunächst-
gelegenen Theile der Mundhöhle bis zum Zungenbändchen hin bei Hunden,
Kaninchen und Meerschweinchen. — Die weiteren trophischen Verände¬
rungen stehen wohl mit der Gefässerweiterung in keinem Zusammenhänge.
Auch die Gefässe der Zunge stehen unter dein Einflüsse von
vasomotorischen Fasern, welche im Lingualaste des Trigeminus ver¬
laufen, aber die Verhältnisse sind hier etwas complicirter.
Nach Beobachtungen von Schiff5 7 bringt Durchschneidung des Tri¬
geminus allein keine directen Veränderungen der Zungengefässe hervor,
sondern nur eine combinirte Durchschneidung des Trigeminus und Hypo-
glossus. Vulpian0 dagegen hat auch nach Durchschneidung des Lingualis
allein stärkere Röthung der Zunge mit heller rothem Blute in den klei¬
nen Venen (in Folge des schnelleren Strömens) beobachtet, welche aller¬
dings durch die Durchschneidung des Hypoglossus verstärkt wird. Von
besonderem Interesse ist aber die weitere Beobachtung Vulpian’s, dass
Reizung des peripheren Lingualisstumpfes nicht, wie man erwarten
sollte, eine Verengerung der Blutgefässe, sondern eine noch stärkere
Erweiterung derselben zur Folge hat — während Reizung des Hypo¬
glossus mit denselben Wechselströmen eine Verengerung der Zungen¬
gefässe hervorbringt. Es sind also im Ram. lingualis gefässerwei¬
ternde Nervenfasern enthalten, während im Hypoglossus ge fass ver¬
engernde Fasern enthalten sind. Dem N. lingualis mischen sich nun,
wie Vulpian gefunden und Prévost 7 bestätigt hat, Fasern der Chorda
tympani bei und diese sind es, auf denen die gefässerweiternde Wirkung
des Lingualis beruht. Dass Fasern der Chorda tympani nicht nur zur
Submaxillardrüse gehen, sondern auch ausserdem mit dem Lingualis weiter
gehen, ergab sich aus den Resultaten der WALLER’schen Degenerations¬
methode nach Durchschneidung der Chorda in der Trommelhöhle. Vul-
1 Büttner, Ztschr. f. rat. Med. (3) XV. S. 254. 1862.
2 Rollett, Sitzgsber. d. Wiener Acad. LI. (2) S. 513. 1865.
3 C. Eckhard, Experimentalphysiol. d. Nervensystems. S. 184. 1866; Beitr. z.
Anat. u. Physiol. VII. S. 145. 1873.
4 Cl. Bernard, Leçons sur le système nerveux. IL p. 60. 1858.
5 M. Schiff, Arch. f. physiol. Heilk. 1853. S. 377.
6 Vulpian, Leçons sur l’appareil vasomoteur. I. p. 102. 154. 184. 1875; Compt.
rend. LXXVI. p. 622. 1873.
7 Vulpian, Arch, de physiol, norm, et pathol. 1869. p. 209. — Prévost, Compt.
rend. 1872. p. 1828.