Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

346 Aubert. Innervation des Herzens. 1. Cap. Die intracardialen Nervencentra. 
torische Nervenapparate gelegen sind, welche bestimmend und regu- 
lirend auf die Thätigkeit der Herzmuskulatur einwirken. Diese An¬ 
nahme stützt sich ferner auf die Beobachtung, dass Verletzung oder 
Zerstörung gewisser Theile des Herzens ein vollständiges Aufhören 
oder eine längere Unterbrechung der rhythmischen Herzpulsationen 
zur Folge hat, dass andere Eingriffe eine Beschleunigung der Schlag¬ 
folge veranlassen, dass Reizung extracardialer, zum Herzen gehender 
Nervenstümpfe nicht die Wirkung einer Contraction der Muskeln des 
Herzens, wie bei den motorischen Nerven des übrigen Körpers hat, 
sondern vielmehr die Wirkung des Aufhörens der Herzpulsationen 
während der Reizung, oder die Wirkung einer Beschleunigung der 
Schlagfolge. — Da sich nun in den Herzen aller Thiere Nervenfasern 
und Ganglien nachweisen lassen, so sieht man diese als die inter- 
cardialen Nervencentren an, welche die Bewegungen des Herzens 
reguliren. 
I. Anatomische Data. 
Die anatomischen Befunde von intercardialen Nervenelementen 
genügen bis jetzt nicht zur Erklärung der physiologischen Erschei¬ 
nungen, da weder in allen Herzstücken, welche reflectorisch erregbar 
sind, Ganglien nachgewiesen werden können, noch ein Zusammen¬ 
hang der Ganglien mit den Muskeln durch Nervenfasern nachgewiesen 
ist. Allerdings sind aber Ganglien und Nervenfasern an ein¬ 
zelnen Stellen des Herzens sowohl bei Warmblütern als bei Kalt¬ 
blütern vorhanden und bei den Fröschen sind es ganz bestimmte 
Haufen von Ganglien, welche an bestimmten Stellen des Herzens 
constant gefunden werden, namentlich da, wo die Vagusäste auf die 
Scheidewand des Vorhofes gehen und an der Grenze von 
Vorhof und Kammer, also an Stellen von ganz besonderer phy¬ 
siologischer Dignität. 
Bei Warmblütern finden sich Ganglien an den vom Plexus car- 
diacus abgehenden Nervenfäden, welche theils in die Scheidewand 
der Ventrikel, theils an der Oberfläche des Herzens unter dem Peri¬ 
cardium sich verbreiten. 
Die erste Beobachtung über die Verbreitung der Nerven im Säuge¬ 
thierherzen und das Vorkommen von Ganglienhaufen wurde von Remak 
am Kalbsherzen gemachtl 2, dann gab Robert Lee 2 detaillirtere Abbil- 
1 Remak, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1S44. S. 463. — Man vergleiche dazu aber 
die Bemerkungen von Dogiel im Arch. f. mikroskop. Anat. XIV. S. 4(0. 1S77. 
2 Robert Lee. Philos. Transact. I. p. 43, 47. 1S49.
	        
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