Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

388 Aubert. Innervation des Herzens. 2. Cap. Die extracardialen Herren. 
die Stärke des einzelnen Schlages vermindert. Da Coats 
seine Versuche in der Weise anstellte, dass der Blutlauf ausgeschlos¬ 
sen war und der Ventrikel seinen Inhalt in das Manometer entleerte, 
so liess sich der Umfang der Zusammenziehung genau bestimmen: 
er fand bei dieser Methode sowohl eine stärkere Ausdehnbarkeit des 
Herzens während der diastolischen Ruhe, indem das Quecksilber des 
Manometers fast bis zum Nullpunkte sank, als auch die ersten Schläge 
nach der vollständigen Ruhe von sehr geringer Hubhöhe. Reizung 
des Vagus beeinflusst also jedenfalls die Contractilität der Musculatur 
und es ist wohl wahrscheinlicher, dass er diesen Theil des hemmen¬ 
den Einflusses direct auf die Musculatur, als dass er ihn auf dem 
Umwege durch die Ganglien ausübt. Nach derselben Methode von 
Coats fand Schmiedeberg 1 nach Zusatz von Nicotin zu dem Serum, 
welches zur Füllung des Herzens diente, dass Reizung des Vagus eine 
bedeutende Abnahme der Excursionen, d. h. einen geringeren Um¬ 
fang der Zusammenziehung der Herzmuskeln zur Folge hatte. — Da 
sich nun andrerseits durch electrische Reizung des Venensinus am 
nicotinisirten Froschherzen ein diastolischer Stillstand hervorrufen 
lässt (wie A. B. Meyer zuerst beobachtete und Schmiedeberg be¬ 
stätigt), durch Reizung des Vagus aber nicht, diese vielmehr Be¬ 
schleunigung zur Folge hat, so tritt diese Erfahrung bestätigend für 
die Annahme auf, dass der Vagus verschiedene Endigungen hat, von 
denen wir als die einen die Herzganglien, als die andern die Herz- 
musculatur voraussetzen dürfen. Wir machen schon hier darauf auf¬ 
merksam, dass eine Erklärung der Hemmungswirkung des Vagus 
ebenso wenig durch die Annahme, dass er zu den Ganglien geht, 
gegeben wird, als durch die Annahme, dass er direct zu den Mus¬ 
keln des Herzens geht. 
III. Der Einfluss der zum Herzen gebenden sympathischen 
Nerven. 
Bei vielen Thieren, namentlich den Warmblütern, treten ausser¬ 
halb der Bahn des Vagus besondere sympathische Nervenstränge zu 
dem Herzen, welche Gegenstand besonderer Untersuchung geworden 
sind. Es ist dazu zu bemerken, dass wohl in jedem Vagus auch 
sympathische Fasern zum Herzen gehen und die Anordnung in dem 
makroskopischen Verhalten der zum Herzen gehenden Nerven bei 
verschiedenen Thierarten keinen Anhalt bietet für die physiologische 
Bedeutung eines Nervenastes. 
1 0. Schmiedeberg, Ebenda. 1870. S. 13S.
	        
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