Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

Vagusreizung. 
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hard lind andern Beobachtern1 nicht bestätigt worden. In Schelske’s 
und ebenso in Hoffmann’s2 Versuchen an Froschherzen ist wahrschein¬ 
lich nach Eckhard nicht der Vagus allein, sondern auch das Herz selbst 
von dem Strome getroffen worden. Lépine und Tridon3 fanden bei er¬ 
wärmten Herzen von Schildkröten gleichfalls keine Beschleunigung, son¬ 
dern Verlangsamung der Herzpulsation bei Reizung des Vagus. 
Ausser der Reizung des Vagus durch Inductionswechselströme, In- 
ductionsschläge und constante Ströme sind mechanische und chemische 
Reize auf denselben applicirt worden und haben fast sämmtlich eine Ver¬ 
langsamung der Pulsationen bezw. Stillstand des Herzens ergeben — 
Moleschott hat indess auch bei Anwendung dieser Reize immer Be¬ 
schleunigung gefunden (eine mir unerklärliche Angabe). 
Durch mechanische Reizung mittelst schnell auf einander folgender 
Schläge eines Elfenbeinhämmerchens, welche Heidenhain4 bei Anwendung 
seines mechanischen Tetanomotors auf den Vagus von Hunden und Ka¬ 
ninchen ausübte, erhielt derselbe einen langen (bis 35") währenden Still¬ 
stand des Herzens — denselben Erfolg hat Pflüger5 beobachtet. Ferner 
ist es Czermak6 gelungen, durch Druck auf seinen eigenen rechten Vagus 
eine Verlangsamung des Herzschlages zu bewirken und Concato7 beob¬ 
achtete dasselbe, wenn er bei einem Menschen einen Druck auf den linken 
Vagus am Halse austibte. 
Chemische Reizung wurde zuerst von Eckhard8 angewendet: er be¬ 
obachtete, dass, wenn beide Vagi eines Frosches in concentrirte Koch¬ 
salzlösung tauchen, die Herzbewegung immer langsamer und langsamer 
wird und nach 4 — 5 Minuten das Herz in Diastole still steht — dass 
Reizung nur eines Vagus auf diese Weise aber nur Verlangsamung der 
Herzpulsationen bewirkt. Eine Verlangsamung der Herzpulsationen bei 
Eintauchen der Vagi in Kochsalzlösung beobachtete bei Vögeln Einbrodt9 10, 
ohne einen Stillstand des Herzens zu erreichen. 
Eine Verschiedenheit in der Wirksamkeit des rechten 
und des linken Vagus auf das Herz hat A. B. Meyer 10 bei einer 
Schildkrötenart (Emys lutaria) gefunden, indem bei den meisten Exem¬ 
plaren Reizung des linken Vagus keine Veränderung in den Pulsationen 
des Herzens bewirkte, während der rechte Vagus bei gleicher Reizung 
Stillstand des Herzens hervorbrachte — nur bei zwei kleinen Exemplaren 
aus Venedig zeigte sich bei Reizung des linken Vagus Verlangsamung 
aber kein Stillstand der Herzbewegungen. Bei anderen, z. Th. nahe 
mit unserer Emys verwandten Schildkrötenarten, waren beide Vagi gleich 
1 Eckhard, Experimentalphysiol. d. Nervensystems. S. 200. 1865. Die übrige 
Literatur s. bei Eckhard, Beitr. z. Anat. u. Physiol. VII. S. 3 — 6. 1873. 
2 Hoffmann, Beitr. z. Anat. u. Physiol, des N. vagus bei Fischen. S. 30. 1860. 
3 Lépine & Tridon, Mémoires de Société de Biologie. 1876. Mars. p. 18. S.-A. 
4 R. Heidenhain, Molesch. Unters. IV. S. 131. 1858. 
5 Pflüger, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1859. S. 24. 
6 Czermak, Jenaische Ztschr. f. Med. u. Naturwiss. 1865. S. 384. 
7 Concato, Auszug aus Rivist. clinic, de Bologna. IX. p. 1. 1870 in Schmidt’s 
Jahrbüchern. CXLVI. S. 262. 
8 Eckhard, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1851. S. 205. 
9 Einbrodt. Ebenda. 1859. S. 457. 
10 Meyer, Das Hemmungsnervensystem des Herzens. S. 61. 1869. 
Handbuch der Physiologie. Bd. IV. 25
	        
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