Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

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Aubert, Innervation der Kreislaufs organe. Einleitung. 
gefässwandungen contrahirt oder erschlafft sind, muss in der Zeitein¬ 
heit eine kleinere oder grössere Menge Blut durch die Gefässe strömen. 
Befindet sich eine Arterie in dem Zustande der Contraction, so wird 
zu dem von ihr versorgten Gefässbezirke weniger Blut strömen, als 
wenn die Wandungen derselben erschlafft, und damit dehnbarer sind : 
im letzteren Falle muss die Füllung der Gefasse mit Blut stärker 
sein und das Organ blutreicher und röther erscheinen als im ersteren 
Falle, und es muss die Menge des Blutes, welches durch die Vene 
des Organes abfliesst oder aus der angeschnittenen Vene ausfliesst, 
eine grössere sein. Da mit der Erweiterung der Blutgefässe die Wider¬ 
stände gegen die Strömung abnehmen, so muss damit auch der Druck 
des Blutes in dem gesammten Gefässgebiete vermindert werden — 
und umgekehrt bei Verengerung der Blutgefässe der Gesammtblut- 
druck zunehmen. 
Der Contractionszustand der Muskeln in den Gefässwandungen 
wird beherrscht von den Gefässnerven oder vasomotorischen 
Nerve n : er kann in einem ganz beschränkten Bezirke des Körpers 
in höherem oder geringerem Grade vorhanden sein, oder sich auf 
einen grossen Bezirk, vielleicht auf die Arterien des gesammten Kör¬ 
pers erstrecken. Nerven, durch deren Reizung eine Contraction der 
Gefässmuskeln herbeigeführt wird, nennt man daher gefässver¬ 
eng ende oder auch pressorische Nerven; Nerven, deren Rei¬ 
zung eine Erschlaffung der Gefässmuskeln bewirkt, gefässerwei- 
ternde oder depressorische Nerven. Die Erfahrung, dass psy¬ 
chische Einflüsse, Reizung sensibler Nerven, Empfindungen eine 
Veränderung in dem Contractionszustande der Gefässe hervorbringen, 
dass also unter gewöhnlichen Verhältnissen ein gewisser mittlerer 
Contractionszustand der Blutgefässe vorhanden sein muss, erfordert 
die Annahme eines gemeinsamen Organes, von welchem die Erregung 
der Gefässnerven regulirt und beherrscht wird: dieses regulatorische 
Organ wird Gefässnervencentrum oder vasomotorisches 
Centrum genannt. Insofern es Erregungen sensibler und anderer 
Nerven auf Gefässnerven überträgt, ist es ein re fl ecto risches, 
insofern es einen fortdauernden Einfluss auf den Erregungszustand 
der Gefässnerven ausübt, ist es ein tonisches Centrum. 
Die Nerven, welche die Herzthätigkeit beherrschen und die vaso¬ 
motorischen Nerven sind unabhängig von einander — beiderlei Ner¬ 
ven können unter Umständen in gleichem Sinne auf den Blutdruck 
einwirken, aber die Wege, auf welchen sie wirken, und die Mecha¬ 
nismen, durch welche sie gelegentlich in gleichem Sinne wirken, sind 
durchaus verschieden.
	        
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