Die Einwirkung von Flüssigkeiten.
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sen Untersuchungen benutzt worden sind, und welche sich wesentlich
in Bezug auf die Anwesenheit von Herzganglien und die, so viel man
sehen kann, vollständige Abwesenheit derselben unterscheiden. Das
eine Präparat ist so auf die Canüle gebunden, dass die Ligatur um
die Vorhöfe oder auch um den Venensinus fest zusammengeschnürt
ist, jedenfalls also die Kammerganglien, oder sowohl die Vorhofs- als
die Kammerganglien intact in dem Präparate enthalten sind. Dieses
von Luciani, Bossbach u. A. angewendete Präparat wird kurzweg
das „Herz“ genannt. Das andere Präparat ist so auf die Canüle
gebunden, dass die Ligatur um die Herzkammer einige Millimeter
unterhalb der Atrioventricularfurche festgebunden und alle darüber¬
liegenden Theile des Herzens weggeschnitten sind, die Kammergan¬
glien also weggeschafft sind — dieses von Bowditch, Merunowicz
u. A. verwendete Präparat wird die „Herzspitze“ genannt.
Beide Präparate bleiben, worauf wir später (III, 3) näher ein-
gehen werden, einige Zeit in Diastole ruhend — beide aber fangen
nach kürzerer oder längerer Pause wieder an zu pulsiren, und zwar
die Herzspitze erst nach sehr langer (10 bis 90 Minuten) Pause, das
Herz schon nach wenigen Minuten. Wir betrachten zunächst das Ver¬
halten der Herzspitze gegen verschiedene Flüssigkeiten.
Wird die Herzspitze mit 0,6procentiger Kochsalzlösung gefüllt
und in ein Bad derselben Flüssigkeit eingetaucht, so nehmen die Zu¬
sammenziehungen des Herzens bald an Umfang ab, und auch nach
wiederholter Erneuerung der Kochsalzlösung tritt endlich ein Zustand
der Erschöpfung ein, in welchem gar keine Spur von Contraction
mehr beobachtet werden kann, und in welchem auch electrische oder
mechanische Beizung keine Contraction mehr auslöst. Diese Wirkung
einprocentiger Kochsalzlösung hat schon Vulpian1 beobachtet. Ist die
Herzspitze in diesen Scheintod durch Kochsalzlösung versetzt, so kann
sie durch eine grosse Anzahl von Lösungen, welche einen der Be-
standtheile des Blutes enthalten, wieder zu Pulsationen und zwar
zum Theil zu sehr kräftigen und häufigen Pulsationen gebracht wer¬
den, so z. B. bei Zusatz von 1—10 o(0 Blut zu der Kochsalzlösung
(Kronecker-Merunowicz). Die Zeit, welche eine Herzspitze ohne
Pulsationen zubringt — die „Stille“ von Merunowicz genannt, kann
aber sehr lang sein : so dauerte sie für eine Herzspitze in derselben
Kochsalzlösung 90 Minuten, nach Ersetzen der Kochsalzlösung durch
centrifugirtes Kaninchenserum weitere 42 Minuten, fing dann an, um¬
fängliche Pulsationen in ungleichen Intervallen zu machen, blieb dann
1 Vulpian, Gaz.méd. de Paris. 1859. Nr. 25.