Volltext: Erster Theil: Innervation der Kreislaufsorgane (4)

Bedingungen für die Herzrhythmik. 
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Exstirpation der Atrioventrikularganglien ein Stillstehen des Ventrikels bis 
zu 10 Minuten, Marchand aber ein Stillstehen während vieler Stunden 
bei Fortdauer der Pulsationen von Atrien und Sinus und erhaltener Reiz¬ 
barkeit des Ventrikels beobachtet. Diese Versuche würden bestätigend 
für die obige Annahme eintreten. 
Die Dauer der Diastole beträgt nach Landois beim Menschen 
etwa 0,2 Sec., beim Pferde nach der von Marey erhaltenen Curve wenig 
mehr als 0,1 Sec., sie entspricht wahrscheinlich der Dauer der Ausdeh¬ 
nung der erschlaffenden Muskelfasern, was auch aus Marchandé Ver¬ 
suchen am Froschherzen hervorzugehen scheint, welcher die Gestalt der 
Curve eines Herzschlages ähnlich der Curve einer Muskelzuckung fand. 
Eine Einwirkung von Nerven findet hier also wohl nicht statt. 
Von der eigentlichen Diastole ist aber zu unterscheiden die Ruhe¬ 
zeit des erschlafften Herzens, die sogenannte Herz pause. Von ihrer 
Dauer ist die Frequenz der Herzpulsationen bedingt und sie ist gleich 
diesen vielen Schwankungen unterworfen und von den Einflüssen der 
intracardialen und extracardialen Nerven abhängig. Die Dauer der Herz¬ 
pause beim normalen Menschen beträgt nach Landois 0,4 Sec. bei 60 Pulsen 
in der Minute, nach Marey’s Curve vom Pferde 0,6 Sec., wenn die ganze 
Herzrevolution 1,2 Sec. ausmacht. 
In wie weit die Dauer der Herzpause von den Nerven des Herzens, 
in wie weit sie von anderen Einflüssen beherrscht wird, ist im folgenden 
Abschnitt erörtert. 
III. Bedingungen für die rhythmischen Bewegungen des 
Herzens. 
Das aus dem Körper ausgeschnittene Herz setzt seine rhythmi¬ 
schen Bewegungen eine Zeit lang fort, dann werden seine Bewegun¬ 
gen unregelmässig, indem die Vorhöfe öfter pulsiren, als die Ventrikel, 
darauf pulsiren einige Zeit die Vorhöfe allein und endlich hören die 
Bewegungen ganz auf, können auch durch äussere Reize nicht mehr 
hervorgerufen werden. 
Für das ausgeschnittene Herz des Kaninchens fanden Czermak und 
Piotrowsky1 die Dauer der Bewegungen sehr verschieden: von 60 Her¬ 
zen ergab sich die geringste Dauer zu 3 Min. 15 Sec., die längste zu 
36 Minuten, das Mittel aus allen 60 Versuchen zu 11 Min. 46 Sec., und 
es betrug die Zahl der Pulsationen des ausgeschnittenen Herzens 86 bis 
700. Bei einem grossen weiblichen Kaninchen schlugen die Ventrikel 
noch 9 Min. 30 Sec., die Vorhöfe über 1 Stunde und 18 Min. Die Ur¬ 
sache dieser grossen Differenzen ist unbekannt. Panüm2 beobachtete noch 
15 Stunden nach dem Tode eines Kaninchens rhythmische Contractionen 
1 Czermak & v. Piotrowsky, Sitzungsber. d. Wiener Acad. NXV. S. 431. 
1857. 
2 Pantjm, Bibliothek for Laeger X. p. 46.1858. Auszug in Schmidt’s Jahrbüchern 
C. S. 148.
	        
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