Capillaren und des kleinen Kreislaufs.
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lauf die Bedeutung’ hat, dass er eine Ansammlung des Blutes, wie sie
in den erschlafften Venen stattfindet, durch den Druck der Wandung
auf das Blut verhindert; 2. dass dieser Tonus der Venen vom Rücken¬
marke und von dem verlängerten Marke ressortirt; 3. dass er
wahrscheinlich durch den Bauchs y mp at hie us zu den Venen nicht
nur des Bauches, sondern der meisten Körpertheile geleitet wird; 4. dass
er auf reflectorischem Wege unterdrückt werden kann. Fol¬
gende Experimente von Goltz weisen dies nach:
Klopft man einem vertical gestellten Frosche mit einem Spatel wie¬
derholt auf den Bauch, so wird das Herz bald ganz blutleer und das
Blut sammelt sich in den Venen, welche strotzend mit Blut gefüllt er¬
scheinen; diese Ansammlung des Blutes in den Venen ist die Folge einer
Erschlaffung der Venenwand; bleibt der Frosch einige Zeit in dieser
Stellung, so beobachtet man, dass das Herz sich allmählich wieder mit
Blut füllt und die Venen ihr Blut austreiben, indem sich ihre Wandun¬
gen zusammenziehen. — Ist bei einem solchen Frosche vor oder gleich
nach dem Klopfen das Rückenmark gestört worden, so bleiben die Venen
erweitert und das Herz blutleer. Dieser Versuch ist vielfach von Goltz
variirt worden, indem die Venen des Bauches nach der Erweiterung durch
das Klopfen in Bezug auf ihre Füllung beobachtet sind, nachdem das
Herz ausgeschnitten worden war — oder dass durch einen Aderlass am
Bein Blutarmuth des Herzens erzeugt wird, welche bei erhaltenem Gehirn
und Rückenmark allmählich durch Zusammenziehung der Venen aufge¬
hoben wird, bei gestörtem Rückenmark aber nicht u. s. w. — Goltz än¬
derte ferner den Versuch darin ab, dass er das eine Mal das Rücken¬
mark, andere Male das verlängerte Mark, einmal den Grenzstrang des
Sympathicus auf beiden Seiten zerstörte : bei erhaltenem verlängerten
Marke und zerstörtem Rückenmarke und ebenso bei erhaltenem Rücken¬
mark und zerstörtem verlängerten Marke stellte sich der Tonus der Ve¬
nen wieder her — nach Zerstörung beider, sowie nach Zerstörung des
Grenzstranges stellte sich der Gefässtonus aber nicht wieder her.
Ferner hat Goltz eine analoge Gefässlälimung auf reflectorischem
Wege bewirkt, indem er den Magen und Darm eines vertical gestellten
Frosches aus der geöffneten Bauchhöhle hervorzieht, und nachdem er den¬
selben stark zwischen den Fingern gequetscht hat, die ganze Darmmasse
unterbindet und vor der Ligatur abschneidet : das Herz wird eben so blut¬
leer, wie nach dem Klopfversuche, allmählich stellt sich der Tonus der
Gefässe und damit der Blutlauf wieder her. Derselbe Erfolg lässt sich
erzielen, wenn man, nachdem der Kreislauf wieder hergestellt ist, die
Ligatur und damit die unterbundenen Darmnerven mit tetanisirenden Strö¬
men reizt.
Goltz hat nur an Fröschen seine Versuche angestellt ; Versuche,
welche Legallois1 an Säugethieren gemacht hat, glaubt Goltz in glei¬
chem Sinne deuten zu können ; ein von Riegel2 am curaresirten Kanin¬
chen angestellter Versuch wird von demselben in gleicher Weise, wie
die GoLTz’schen Versuche an Fröschen gedeutet.
1 Legallois, Experiences sur le principe de la vie. p. 212 u. fg. 1812.
2 Riegel, Arch. f. d. ges. Physiol. IV. S. 362. 1871.