456 Aubert. Innervation der Blutgefässe. 2. Cap. Die Innervation der Venen.
vationsverhältnisse für sie wie für die Arterien voraussetzen dürfen.
Dazu kommt, dass an einzelnen Organen rhythmische Contrac¬
tion en der Venen beobachtet worden sind. Endlich ist ein Tonus
der Venen, eine gewisse mittlere Spannung derselben nachgewiesen,
und wenigstens für den Frosch auch die Abhängigkeit dieses Tonus
von dem Rückenmarke und dem verlängerten Marke dargethan,
ein Verhältniss, welches wahrscheinlich auch für die Säugethiere
Geltung hat.
Ueber das Vorkommen von ringförmig angeordneten Muskeln in den
verschiedenen Venen hat namentlich Eberth1 detaillirte Angaben gemacht;
über die Nerven derselben hat u. a. Henocque2 gehandelt. — Die Con¬
traction freigelegter Venen ist oft gesehen und seit Verschuir3 mitunter
besonders erwähnt worden. Sehr leicht kann man die Contractilität der
Venen an sich selbst beobachten, wenn man, wie Gubler4 entdeckte, auf
eine der Dorsalvenen der Hand etwa mit einem Schlüsselbart oder Per¬
cussionshammer aufschlägt : man sieht dann die getroffene Stelle der Vene
sich mehr oder weniger stark zusammenziehen und viele Secunden con-
trahirt bleiben.
Versuche über die Veneninnervation sind verhältnissmässig nur we¬
nige angestellt worden; von Wharton Jones5 wurden die rhythmischen
Bewegungen in den Venen der Fledermausflügel beobachtet und Schiff6
bestätigte .dieselben bei Vespertilio pipistrellus, wo er sie frequenter als
Wharton Jones bei seiner nicht bestimmten Art, übrigens vom Morgen
bis zum Abend an Frequenz zunehmend fand — auch ermittelte Schiff,
dass diese Venenrhythmik in der Armanschwellung des Rückenmarks ihr
Centralorgan hat; er fand, dass nach Durchschneidung des Armgeflechtes
diese Venen weiter werden und sich stärker mit Blut füllen. — Riegel7
macht nur die unbestimmte Angabe, dass er Contractionen mit unregel¬
mässigem Rhythmus an kleinen Venen beobachtet habe.
Die wichtigsten Untersuchungen über die Innervation der Venen sind
von Goltz8 angestellt worden und zwar an Fröschen. Die GoLTz’schen
Versuche liefern den Nachweis 1., dass die Venen eine gewisse mittlere
Spannung, einen Tonus ihrer Muskeln besitzen, welcher für den Blut-
1 Eberth, Strieker’s Gewebelehre. 1871. S. 200.
2 Henocque, Du mode de la distribution et de la terminaison des nerfs dans les
muscles lisses. Thèse inaug. de Paris 1870. (Nach Yulpian, Leçons sur l’appareil
vasomoteur. I. p. 33. 1875.)
3 Yerschuir, De arteriarum et venarum vi irritabilia. Groningen 1766. Exp. 10.
17. 18. — Die übrige Literatur s. bei Henle, Allgem. Anat. S. 516. 1841 ; Lund. Physio¬
logische Resultate der Yivisectionen neuerer Zeit. S. 140. 1825.
4 Gubler, Compt.rend. d. 1. soc. de biologie. 1849. p. 79. (Nach Yulpian, Leçons
sur l’appareil vasomoteur. I. p. 70 citirt.)
5 Wharton Jones. Nach Yulpian, Leçons sur l’appareil vasomoteur. I. p. 74 ist
die Arbeit von Wharton Jones in London medico-chirurg. Transactions 1853. Inden
deutschen Jahresberichten habe ich nichts darüber finden können.
6 Schief, Arch. f. physiol. Heilk. XIII. S. 527. 1854; Unters, z. Physiol, d. Ner¬
vensystems. 1855. S. 181.
7 Riegel, Arch. f. d. ges. Physiol. IY. S. 355. 1871.
8 Goltz. Centralbl. f. d. med.Wiss. 1863. No. 38 (vorläufige Mittheilung); Arch
f. pathol. Anat. XXYIII; XXIX. S. 394. 1864.