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Aubert, Innervation der Blutgefässe.
merksam, dass nach Durchschneidung des Halssympathicus noch die an¬
dere Quelle der vasomotorischen Innervation durch den Auricularis be¬
stehen bleibe; Beobachtungen darüber, ob nach Durchschneidung beider
Nerven die rhythmischen Bewegungen bestehen bleiben, scheinen nicht
gemacht worden zu sein.
Ferner sind beim Kaninchen rhythmische Bewegungen an der Ar-
teria saphena beobachtet worden und zwar zuerst von Riegel1; der
Rhythmus verhält sich hier aber etwas anders als an den Ohrarterien:
die Art. saphena zeigt in ihrem Verlaufe engere und weitere Stellen, die
engeren erweitern sich, während die angrenzenden weiteren sich ver¬
engern und nach einigen Secunden sich dann wieder erweitern — oder
die Arterie ist gleichmässig in ihrem ganzen Verlaufe verengert und er¬
weitert sich nun vom centralen Ende her in ganzer Ausdehnung und ver¬
engert sich nach etwa einer halben Minute wieder; auch kann die Er¬
weiterung oder Verengerung an einer peripherischen Stelle oder mitten
im Verlaufe der Arterie beginnen und centralwärts fortschreiten. Auch
an anderen Hautgefässen hat Riegel derartige Erscheinungen beobachtet,
ohne nähere Angaben darüber zu machen. Die Kaninchen, an denen
Riegel seine Beobachtungen machte, waren aufgebunden und theils un-
vergiftet, theils chloralisirt, theils curaresirt. Vulpian bestätigt die Be¬
obachtungen Riegel’s für die Saphena.
Rhythmische Bewegungen sind ferner an den Arterien der Fro sc li¬
sch wimmhaut beobachtet worden und zwar wahrscheinlich zuerst von
Gunning2, welcher an nicht curaresirten Fröschen Verengerungen der
Arterien unabhängig von Bewegungen des Thieres und darnach folgende
Erweiterungen auftreten sah ; auch 14 Tage nach Durchschneidung der
Nerven des Beines und der sympathischen Fäden sah Gunning diese rhyth¬
mischen Arteriencontractionen in der Schwimmhaut auftreten. Rhythmi¬
sche Contractionen beobachtete ferner Saviotti3 an den Schwimmhaut¬
arterien schwach curaresirter Frösche, und fand sie vielfach wechselnd
und unregelmässig der Dauer und Intensität nach; Saviotti fand indess
binnen 2 Tagen nach der Durchschneidung des Ischiadicus keine rhyth¬
mischen Contractionen, woraus er schliesst, dass die Innervation (vom
Rückenmarke her) auf dieselben einen entschiedenen Einfluss hat. In¬
dess fand Riegel und später auch Nussbaum4 in Uebereinstimmung mit
Gunning, dass kurze Zeit nach Durchschneidung des Ischiadicus'die rhyth¬
mischen Bewegungen wieder auftreten. Ganz besondere Aufmerksamkeit
auf die Abhängigkeit der Arterienrhythmik in der Froschschwimmhaut
von dem Nervensystem hat aber Huizinga5 verwendet: er fand die Fre¬
quenz der Contractionen sehr verschieden, das gewöhnliche Intervall
1 Riegel, Arch. f. d. ges. Physiol. IV. S. 356. — Die Angabe Vulpian’s (Leçons
sur l’appareil vasomoteur. I. p. 82), dass Lovén die rhythmischen Bewegungen an der
Art. saphena zuerst beobachtet habe, beruht auf einem Irrthum.
2 Gunning, Onderzoekingen over bloedsbeweging en stasis. Utrecht 1857. —
Vulpian nennt mit Unrecht Wharton Jones als den ersten, welcher schon 1853 die
rhythmischen Bewegungen der Arterien in der Froschschwimmhaut beobachtet hätte.
3 Saviotti, Arch. f. pathol. Anat. L. S. 608. 1870.
4 Riegel, Arch. f. d. ges. Physiol. IV. S. 356. 1871. — Nussbaum, EbendaX.
S. 374. 1875.
5 Huizinga, Ebenda. XI. S. 207. 1875.