80 Rollett, Physiologie des Blutes. 4. Cap. Entw. u. Neubild. d. Blutkörperchen.
nachgewiesen wurde, und 0. Nasse1 es in den Muskeln auffand.
Brücke’s2 Versuche am Kaninchen- und Schweineblut blieben aber
zweifelhaft. Später fand es Hoppe-Seyler3 in Lymphkörperchen
und Salomon4 erhielt bei den weissen Blutkörperchen des Pferdes
Glycogenreationen, während ihm im Blute von menschlichen Leichen
der Nachweis vollständig glückte.
VIERTES CAPITEL.
Entwicklung und Neubildung der Blutkörperchen.
Es ist eine lange bekannte Thatsache, dass nach grösseren Blut¬
verlusten sich das Blut wiederersetzt. Aber nicht blos in diesem ab¬
normen Falle, sondern auch während des normalen Ablaufes der Ver¬
richtungen des lebenden Organismus müssen fortwährend regenerative
Vorgänge im Blute stattfinden, da sowohl das Plasma des Blutes,
als auch die Körperchen einem fortwährenden Verbrauch unterliegen.
Fortwährend finden sich Abkömmlinge des rothen Farbestoffes der
Körperchen in Harn und Galle vor, bei der Menstruation werden Blut¬
körperchen direct in grösserer Menge ausgestossen. Für die Pigment¬
bildung in der Milz, in den blutkörperchenhaltigen Zellen der Milz und
des Knochengewebes muss ein Zerfall der rothen Blutkörperchen an¬
genommen werden, über dessen zeitlichen Verlauf allerdings nichts
Näheres bekannt ist. Ausserdem sprechen eine Reihe von physiolo¬
gischen (regelmässige Hämatogenese an bestimmten Orten, vergl. das
gleich folgende) und pathologischen Erfahrungen (Entstehen und
Schwinden der Chlorose) für die Vergänglichkeit der morphologischen
Bestandtheile des Blutes. Die Frage nach der Neubildung der Blut¬
körperchen wurde darum oft und von vielen Forschern in Angriff ge¬
nommen, fast schien es aber, als ob jede neue Entdeckung auf diesem
Gebiete die Deutung und das Verständniss früher ermittelter Thatsachen
1 0. Nasse, Arch. f. d. ges. Physiol. IL S. 97. 1S69.
2 Brücke, Sitzungsber. d. Wiener Acad. 2.Abth. LXIII. S. 214. 1371.
3 Hoppe-Seyler, Med.-chem. Unters. S. 494. Berlin 1866—71.
4 Salomon, Deutsch, med. Wochenschr. 1S77. Nr. 8 u. 35.