Chem. Zusammens., Eiweiss, Fett, Cholestearin, Protagen, Lecithin, Nuclein etc. 79
kennen lernen werden (A. Schmidt1), und während desselben Pro¬
cesses entsteht aus denselben das Fibrinferment, ein wichtiger Factor
der Blutgerinnung (A. Schmidt2).
Die weissen Blutkörperchen enthalten oft mehr, oft weniger stark
lichtbrechende, glänzende kugelige Körperchen in ihrem Inneren,
welche meist in Alkohol und Aether völlig unlöslich sind, wogegen
manchmal auch einzelne in Aether und Alkohol lösliche Tröpfchen
zu beobachten sind. Die chemische Natur der ersteren ist unbekannt,
die letzteren betrachtet man als Fetttröpfchen, die von Aussen her
ins Protoplasma gelangt sind oder aber auch in demselben sich ge¬
bildet haben können. Die Bildung von Fett im Protoplasma ist an
verschiedenen Objecten beobachtet und für die weissen Blutkörper¬
chen haben wir früher einen Fall von rasch verlaufender Fettmeta¬
morphose beim Absterben kennen gelernt (s. o. S. 74).
Nach den Untersuchungen von Hoppe-Seyler3 am leukämischen
Blut und des Letzteren4 und Miescher’s5 am Eiter muss man schliessen,
dass die weissen Blutkörperchen, wie junge Zellen überhaupt, Chole¬
stearin und Protagon oder Lecithin oder beides enthalten. Es wird
zwar nur in der ersteren der angeführten Abhandlungen vom Protagon
in der späteren nur von Lecithin gesprochen, darüber ist aber das
oben (S. 72) Gesagte zu vergleichen.
Eine andere phosphorhaltige, den Eiweisskörpern verwandte Sub¬
stanz kommt im Kern der weissen Blutkörperchen vor; das zuerst
von Miescher6 in den Kernen der Eiterkörperchen entdeckte Nuclein,
welches später in zahlreichen anderen Kerngebilden und Zellen von
Plosz7 unter anderen auch in den Kernen der rothen Blutkörperchen
nachgewiesen wurde. Miescher schreibt dem Nuclein die Formel
C-29 Hi g Ab Pi O22 zu. Der Körper ist aber noch nicht genügend unter¬
sucht und sind sowohl gegen die Identität der aus verschiedenen Ob¬
jecten gewonnenen Nucleine, als auch gegen die chemische Indivi¬
dualität8 des MiESCHER’schen Körpers Einwürfe erhoben worden.
Glycogen musste man in den weissen Blutkörperchen vermuthen,
da es von Bernard9 in embryonalen Geweben und jungen Zellen
1 A. Schmidt, Arch. f. d. ges. Physiol. XL S. 291 u. 515. 1875.
2 A. Schmidt a. a. 0.
3 Hoppe-Seyler, Med.-chem. Enters. S. 140. Berlin 1866—71.
4 Derselbe a. a. 0. S. 486. 5 Miescher, Ebenda S. 44 i.
6 Derselbe a. a. 0. S. 441 u. 502 und Verhandl. der natur. Ges. in Basel YI.
S. 138. 1874. — Vergl. auch Piccard, Ber. d. deutsch, chem. Ges. VII. S. 1714.
7 Plosz, Med.-chem. Unters. Herausgegeben v. Hoppe-Seyler. S. 463.
8 AYorm-Müller, Arch. f. d. ges. Physiol. VIII. S. 190. 1874. — Lubavin, Ber.
d. deutsch, chem. Ges. X. S. 2237.
9 Bernard, Leçons de physiol, expér. I. p. 241, IL p. 444. Paris 1855—56.