Volltext: Erster Theil: Blut und Blutbewegung (4)

Hämin, Hämatin. 
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Häminkrystalle bilden sieb, wenn man zu trockenem Blut etwas 
Kochsalz bringt und mit Eisessig zum Kochen erhitzt (Teichmannl 2). 
Es sind dazu sehr kleine Mengen von trockenem Blut hinreichend, 
worauf die Benutzung dieser Reaction als forensische Blutprobe be¬ 
ruht (Brücke-, Virchow3 und Andere). 
Im Grossen erhält man die Häminkrystalle aus dem mit Kaliumcar¬ 
bonat und Alkohol bereiteten Blutauszug unter Anwendung von Weinsäure 
(Rollett4) oder Eisessig (Gwosdew5) oder man stellt sie in ähnlicher Weise 
wie für die microscopische Untersuchung (Hoppe-Seyler 6 7) oder aus dem 
mit schwefelsäurehaltigem Alkohol bereiteten Blutauszug dar, auch aus 
sauren ätherischen Blutauszügen sind sie zu erhalten (Lehmann t, Jader- 
holm 8). 
Die Häminkrystalle scheiden sich aus allen Blutarten in den¬ 
selben Kry stallform en ab. Sie erscheinen in Form rhomboidischer 
flacher Stäbchen von hell gelb bis dunkel schwarzbrauner Farbe. Sie 
bieten naeh der Krystallgestalt orientirte Lichtabsorptionserscheinun¬ 
gen dar. Der in der Macrodiagonale der rhombischen Begrenzungs¬ 
elemente schwingende Strahl ist dunkel schwarzbraun, der in der 
Microdiagonale schwingende Strahl hell gelbbraun. Sie besitzen fer¬ 
ner einen lavendelgrauen der Farbe im durchfallenden Lichte com- 
plementären Flächenschiller (Rollett9). Das Hämin ist nach Hoppe- 
Seyler10 eine Verbindung des Hämatin mit Chlorwasserstoffsäure von 
der Formel Cks H- 2 Ns Fei Oi 0 Ch. Chlorfreie Häminkrystalle darzustellen, 
ist Hoppe-Seyler nie gelungen. Durch Auflösen des Hämin in ver¬ 
dünnter Kalilauge und Neutralismen mit verdünnter Schwefelsäure wird 
aus demselben das amorphe Hämatin erhalten, für welches die For¬ 
mel Ce s H-, 0 Ns F C2 Oi 0 ermittelt wurde. Das Hämatin ist in Wasser 
Alkohol und Aether unlöslich, dagegen leicht löslich in Säure oder 
alkalihaltigem Alkohol oder saurem Aether. 
Das Hämatin enthält der obigen Formel entsprechend 8,82% Eisen 
und da alles Eisen des Hämatin aus dem Eisen des Hämoglobin 0,42% 
1 Teichmann, Ztschr. f. rat. Med. N. F. III. S. 375. 1853, Y. S. 43, VIII. S. 141. 
1857. 
2 Brücke, Wiener med. Wochenschr. 1857. Nr. 23. 
3 Virchow, Arch. f. pathol. Anat. XII. S. 304. 1857. 
4 Rollett, Sitzgsber. d. "Wiener Acad., math.-naturwiss. Cl. XLVIII. 2. Abtli. 
S. 223. 1863. 
5 Gwosdew, Ebenda LUI. 2. Abth. S. 683. 1866. 
6 Hoppe-Seyler. Med.-chem. Unters. S. 379. Berlin 1S66—1871. 
7 Lehmann, Atlas d. physiol. Chemie von Funke. 2. Anti. Taf. IX. Fig. I. Leip¬ 
zig 1858. 
8 Jaderholm a. a. 0. 
9 Rollett, Wiener med. Wochenschr. 1862. Nr. 29 und Sitzgsber. d. Wiener 
Acad. XLVIII. S. 227. 1863. 
10 Hoppe-Seyler, a. a. 0. S. 525.
	        
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