6 Rollett, Physiologie des Blutes. 1. Cap. Macroscop. Zerlegung des Blutes.
Unter diesen Einflüssen treten im ruhig stehenden Blut Schei¬
dungen anderer Natur als die besprochenen auf dadurch, dass das
Blut sich in eine Reihe differenter Schichten auseinandersetzt.
Wird z. B. frisch aus der Ader fliessendes Pferdeblut in hohen
schmalen Cvlindergläsern, die vorher in einer Kältemischung abge-
gekühlt wurden bei 0UC. aufgefangen und ruhig stehen gelassen
(Brücke1), so bilden sich schon nach 1—2 Stunden in der Blutsäule
drei verschiedene Schichten aus, eine untere die dunkelroth und un¬
durchsichtig; eine mittlere die grau und undurchsichtig und verhält-
nissmässig schmal erscheint etwa bho der Höhe der ganzen Säule
beträgt; ferner eine obere, die durchsichtig und gelblich erscheint,
sie beträgt nicht ganz die halbe Höhe der Säule.
Diese letztere Schichte ist die Flüssigkeit, mit welcher vor der
Schichtung im Blute aufgeschwemmte selbstständig gestaltete Körper¬
chen innig gemengt waren. Man bezeichnet sie als Blutplasma. Die
Körperchen haben sich beim Stehen des Blutes zufolge ihrer grösse¬
ren specifischen Schwere zu Boden gesenkt, wir werden diese Kör¬
perchen bei der microscopischen Analyse des Blutes als rothe und
weisse Blutkörperchen kennen lernen. Die ersteren sind die Träger
des rothen Blutfarbstoffes und finden sich im geschichteten Blute in
der unteren rothen Schichte angehäuft; die letzteren, welche ein ge¬
ringeres specifisches Gewicht besitzen als die rothen, aber wieder
specifisch schwerer sind als das Plasma, finden sich in der schmalen
grauen Schichte vor, welche die rothe und die durchsichtige Schichte
von einander trennt, man darf sich aber nicht vorstellen, dass die
weissen Blutkörperchen nur in dieser Schichte vorhanden sind, denn
ihr specifisches Gewicht ist eben so wie das der rothen grösser als
das specifische Gewicht des Plasma, sie müssen also gemeinsam mit
der rothen sedimentiren und die Differenz der specifischen Gewichte
den rothen und weissen Körperchen kann nur bedingen, dass die
rothen in der untersten, die weissen in der obersten Schichte des Bo¬
densatzes am reichlichsten angehäuft sind (Schklarewsky 2). Das
durch die Schichtung des Blutes gewonnene Plasma kann klar ab¬
gehoben und in der Kälte filtrirt werden. Es reagirt alkalisch , ist
klebrig und zähflüssig.
Bringt man es in eine Temperatur von wenig über 0°C., so wird
es gallertig, noch rascher tritt diese Veränderung bei Zimmertempe¬
ratur (14—15° C.) auf.
Die durchsichtige Gallerte füllt anfänglich das Gefäss, in wei-
1 Brücke, Arch. f. path. Anat. XII. S. 18S.
2 Schklarewsky. Arch. f. d. ges. Physiol. I. S. 603. 1868.