56 Rollett, Physiologie des Blutes. 2. Cap. Die rothen Blutkörperchen.
oder Zinnoxydul (Stockes1), Eisenfeile (Rollett2), noch besser an
Ferr. hydrog. reduct. (C. Ludwig & A. Schmidt3 4) ab und verwandelt
sich in reducirtes Hämoglobin. Stockes welcher das Verhalten des
Oxyhämoglobins zu reducirenden Substanzen zuerst beobachtete, nannte
das reducirte Hämoglobin pourple cruorin, während er das früher be¬
schriebene Oxyhämoglobin als scarlet cruorin bezeichnete.
Die Farbe der Lösungen des reducirten Hämoglobins ist eine
wesentlich andere als die der Oxyhämoglobinlösungen. Sie sind in
dicken Schichten oder im concentrirten Zustande dunkel kirschroth,
in dünnen Schichten oder Lösungen erscheinen sie aber grün. Ein
solcher Dichroismus kommt auch dem venösen Blute zu, wo er von
Brücke5 zuerst beobactet wurde, ebenso dem Erstickungsblute, wenn
beide unter Luftabschluss gesammelt werden. Eine Umwandlung des
Oxyhämoglobins zu reducirtem beobachtet man im Blut, welches durch
längere Zeit im bedeckten Glase gestanden hat, weil im Blute beim
Stehen Sauerstoff aufgezehrt wird (Hoppe-Seyler6, Pflüger7). Be¬
sonders rasch tritt die Reduction im Brutofen bei 37—38° C. ein
(Gscheidlen8). Durchleiten von CO-i, A und H durch Oxyhämo¬
globin oder Blutlösungen wirkt in ähnlicher Weise. Es erleidet das
Hämoglobin bei der Reduction keine weitere Veränderung, denn Schüt¬
teln mit Luft stellt aus allein nach den angeführten Arten reducirten
Hämoglobin das Sauerstoffhämoglobin wieder her.
* Im Spectroscope lassen reducirte Hämoglobinlösungen nur einen
Absorptionsstreifen erkennen Figur 7. Er liegt ebenfalls zwischen
70 65 60 55 50 45
BCD E b F G ’
Fig. 7. Reduc. Hämoglobin.
den Fraunhofer’schen Linien D und E und entspricht ungefähr dem
Raume zwischen den zwei Streifen des Oxyhämoglobins (Stokes9).
1 Stokes, Phil. Mag. 4. ser. XX\ III. p. 391.
2 Rollett , Sitzgsber. d. Wiener Acad., math.-naturwiss. Cl. LII. 2. Abth.
S. 246. 1865.
3 Ludwig u. Schmidt, Sitzgsber. d. säcbs. Ges. d. Wiss. 1868. S. 12.
4 Stokes, a. a. 0.
5 Brücke, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XL S. 1070. 1853.
6 Hoppe-Seyler, Med.-chem. Unters. S. 135. Berün 1866—1871.
7 Pflüger, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1867. S. 321.
8 Gscheidlen. Arch. f. d. ges. Physiol. XVI. S. 421. 1878.
9 Stokes, a. a. 0.