Abhängigkeit des Hämoglobinspectrum von der Concentration.
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dinaten die procent. Gebalte der Oxyhämoglobinlösungen aufgetragen,
bei welchen nach der Schätzung mit blossem Auge die Absorption
eben merklich wird. Das in der Figur gezeichnete Bild erscheint
objectiv, wenn vor den Spalt des Spectroscopes eine keilförmige
Schicht der absorbirenden Lösung so orientirt wird, dass die Kante
des Keiles auf dem Spalt senkrecht steht (Govi1 3). Nach Figur 6
zeigen Lösungen von 0,01—0,65 % bei 1 Centim. Dicke die zwei
Absorptionsstreifen des Hämoglobins mit zunehmender Breite, wobei
zugleich das violette Ende immer mehr verkürzt erscheint und von
0,4 % an der an der D- Linie liegende Absorptionsstreifen diese
der Natronlinie entsprechende Fraunhofer’sche Linie immer mehr
gegen das rothe Ende zu überdeckt (s. d. Fol.)
Lösungen unter 0,01—0,003 % zeigen nur noch den dem rothen
Ende näheren Absorptionsstreifen. Lösungen über 0,65 °/o zeigen die
beiden Absorptionsstreifen durch Verschwinden des gelbgrünen Lich¬
tes zwischen beiden zusammengeflossen in ein breites Absorptions¬
band, auf dessen einer Seite nur orange und roth, auf dessen anderer
Seite nur noch grün zu sehen ist, bis zwischen 0,8—0,9 % auch der
schmale Streifen Grün zwischen b und F verschwindet und nur noch
orange und roth übrig bleibt, um bei 7 °/o, welche kein Licht mehr
durchlassen, in der Gegend von C zu verschwinden.
Auf das erste Auftreten von Grün in dem dem Durchschnitte Fig. 6, PP
entsprechenden Spectrum beim Verdünnen von Blut gründet Preyer 2 eine
spectrocolorimetrische Methode der quantitativen Bestimmung des Oxy¬
hämoglobins. Er stellt eine Normal - Hämoglobinlösung her, welche für
eine bestimmte und constante Lichtquelle jenes Spectrum giebt und ver¬
dünnt das Blut mit bestimmten Mengen Wasser so lange, bis es in gleich
dicker Schichte dasselbe Spectrum giebt wie die Normallösung. Der
Procentgehalt des Blutes an Hämoglobin ergiebt sich dann nach derselben
Formel, welche (S. 45) für die Farbenvergleichung mit blossem Auge
mitgetbeilt wurde. Man kann auch so verfahren, dass man 10 fach ver¬
dünntes Blut in ein keilförmiges Gefäss füllt und durch Verschieben des
Keiles vor dem Spalt jenes Spectrum aufsucht. Die Einstellung der ver¬
schiedenen Keildicken muss dann an einer Scale abzulesen und ermittelt
sein, bei welchem Procentgehalt einer reinen Hämoglobinlösung das be¬
stimmte Spectrum mit den einzelnen Theilstrichen der Scale coincidirt
(Quincke :3, Rajewsky 4 5).
Die Spectren, welche Lesser 5 nach Kronecker’s Vorschlag benutzte,
um die färbende Kraft mit Wasser verdünnten Blutes mit der einer Nor-
1 Govi, Compt. rend. LXXXI. p. 1046 et 1 100. 1875.
2 Preyer, Ann. d. Chem. u. Pliarm. CXL. S. 187. 1866.
3 Quincke, Arch. f. pathol. Anat. LIA. S. 538. 1872.
4 Rajewski, Arch. f. d. ges. Physiol XII. S. 70. 1876.
5 Lesser, Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abth. 1878. S. 41.
Handbuch der Physiologie. Bd. IV.
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