Bestimmung nach Hering u. Vierordt, ermittelte Werthe.
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Jugularvene der entgegengesetzten Seite verglichen mit der Ueber-
tragungszeit von der Jugularvene nach der Cruralvene
Von der einen
Jugularis auf
die andere
Von der
Jugularis auf
die Cruralis
Sec.
Sec.
1.
18.92
21.76
2.
17.98
20.45
3.
14.95
16.65
4.
13.46
13.46
Mittel
16.32
18.08
Dass für die lange Bahn keine auffallend grössere Uebertragungs-
zeit gefunden wird als für die kürzere, erklärt sich aus der verhält-
nissmässig grossen Geschwindigkeit, mit welcher das Blut die Arterien
und Venen durchläuft, in Vergleich mit der geringen Geschwindig¬
keit, welche es in den Capillaren besitzt und welche Verzögerung
für alle Bahnen gleich ist.
Poiseuille1, der Hering’s Versuche bald wiederholte und seine
Resultate im Allgemeinen bestätigte, fand, dass essigsaures Ammoniak
und salpetersaures Kali, dem Blute in sehr verdünnter Lösung zu¬
gesetzt, die Uebertragungszeit kürzer macht, Zusatz von Alkohol sie
verlängert, was in Uebereinstimmung mit seinen Versuchen über
die Wirkung der genannten Salze und des Alkohol auf den Ausfluss
des Wassers aus Capillarröhren stand. Das eingeführte Blutlaugen¬
salz wird bei der geringen Menge, in der es nach Vierordt ange¬
wendet wird, kaum einen Einfluss auf die Transspirationszeit des
Blutes ausüben, was übrigens jetzt experimentell geprüft werden
könnte (s. o. S. 319).
Aus einer grossen an verschiedenen Thieren angesteilten Ver¬
suchsreihe entnimmt Vierordt, dass die mittlere Kreislaufszeit mit
der Zeit von 27 Herzschlägen übereinstimmt, und darnach schätzt
er die Kreislaufsdauer des Menschen bei einer mittleren Pulsfrequenz
von 72 in der Minute zu 23.1 Secunde. Näheres über den Zusammen¬
hang der Kreislaufszeit mit Pulsfrequenz, Körpergewicht u. s. w. bei
Vierordt, Ainser & Lohe2.
1 Poiseuille, Ann. des scienc. natur. 2. sér. Zool. XIX. p. 30. 1843.
2 Ainser u. Lohe, Ztschr. f. rat. Med. XXXI. (3) S. 186.
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