338 Rollett, Physiologie der Blutbewegung. 8. Cap. Die Dauer des Kreislaufes.
und unter deren Anwendung wir die oben näher präcisirte Zeit zu
messen im Stande sind, ist eine Lösung von gelbem Blutlaugensalz,
welche Hering1 zu dem Zwecke der Bestimmung der Schnelligkeit
des Blutlaufes zuerst benutzt hat.
Hering spritzte nach Blosslegung der beiden Jugularvenen beim
Pferde in die eine derselben eine kleine Menge reiner 12 % enthalten¬
der Lösung von Ferrocyankalium und öffnete gleichzeitig die Jugular-
vene der anderen Seite,'* um das Blut derselben in Gläsern aufzufangen,
die von 5 zu 5 Secunden während eines 50 bis 60 Secunden andauern¬
den Versuches gewechselt wurden.
Später änderte Hering sein Verfahren im Hinblick auf eine von
Volkmann2 angedeutete, aber von diesem selbst als äusserst geringfügig
bezeichnete Fehlerquelle dahin ab, dass er die Jugularvene der anderen
Seite 20 bis 30 Secunden nach der Injection öffnete, um so die mit der
Eröffnung der Vene einhergehende Beschleunigung des Blutlaufes mög¬
lichst auszuschliessen. Die in den Gläsern aufgefangenen Blutproben
blieben bis zur Bildung des Kuchens und Ausscheidung des Serum stehen,
das letztere wurde mittelst Eisenchlorid auf die Anwesenheit von Blut¬
laugensalz geprüft.
Vierordt3 verbesserte die Methode namentlich in Bezug auf die Zeit¬
bestimmung, indem er Sammelgefässe aus Porcellan auf einer rotirenden
Scheibe anbrachte, die je eines derselben in circa V2 Secunde an dem Aus¬
flussrohre des Gefässes vorüberführte. Die Methode kann dann auch bei
kleineren Thieren als das Pferd benutzt werden. Ausserdem bindet Vier¬
ordt die Spritze mit der Salzlösung gefüllt in die eine der blossgelegten
Venen, in die andere aber ein mit Hahn versehenes Röhrchen, dessen Mün¬
dung über die Sammelgefässe gestellt wird. Auf ein gegebenes Zeichen
beginnt die Injection und fängt das Uhrwerk an sich zu bevegeii, nach
einigen Secunden wird der Hahn im Ausflussgefäss geöffnet. Die Zahl
des Tiegelcliens lässt die Zeit, zu welcher das betreffende Tiegelchen
nach der Injection gefüllt wurde, leicht finden. Auch verschärfte Vier-
ordt die Empfindlichkeit der Reaction mit Eisenchlorid.
So wie die Jugularvene der gegenüberliegenden Seite kann man auch
eine beliebige andere zugängliche Vene als Ausflussgefäss verwenden und
so die Abhängigkeit der Uebertragungszeit von der Länge der Bahnen
studiren.
Hering erhielt bei gesunden Pferden im Mittel für die kürzeste
Uebertragungszeit (Kreislaufsdauer) 31.5 Secunden; Vierordt4 für den
Hund 16.7 Secunden, für das Kaninchen 7.46, die Ziege 14.14.
Beim Hund fand Vierordt5 für die Uebertragungszeit nach der
1 Hering, Tiedemann u. Treviranus’ Ztschr. f. Physiol. III. S. 85. 1829 : \ . S. 58.
1833; Arch. f. physiol. Heilk. XII. S. 112. 1853.
2 Volkmann, Hämodynamik. S. 254. .
3 Vierordt, Erscheinungen 11. Gesetze d. Stromgeschwmcligkeit. b. öd.
4 Vierordt a. a. O. S. 128.
5 Ibid. S. 118.