332 Rollett, Physiologie der Blutbewegung. 7. Cap. Blutbewegung in den Venen.
bestimmter Stelle kann in dem von der Versclilussstelle gegen die
Peripherie hin liegenden Theile durch Pressung von Seite der Mus¬
keln ein abnorm hoher Druck dadurch erzeugt werden, dass das
wegen der Klappen immer wieder in derselben Richtung zum Herzen
hin entleerte Blut sich unterhalb der verschlossenen Stelle ansammelt.
Diese Thatsache erklärt auch die abnorm hohen Zahlen, welche mit
central in der Richtung gegen die Peripherie in die Venen einge¬
fügten Manometern für den Blutdruck in den Venen (s. unten) ge¬
funden werden, wenn die Thiere sich heftig bewegen.
4. Die LageverÄnderung der Gliedmassen in den Gelenken.
Braune1 sah die unter dem Lig. Poupartii in der Foss. oval,
liegende Schenkelvene zusammenfallen, wenn der Schenkel nach
aussen gerollt und nach hinten gestreckt wurde. Dagegen füllte sie
sich strotzend, wenn der Schenkel in seine frühere Lage zurückge¬
bracht wurde. Das Manometer zeigte im ersteren Falle einen negativen,
im letzteren Falle einen positiven Druck an. Alle in die V. femoralis
mündenden Venen besitzen an ihren Eintrittsstellen Klappen, welche
den Durchtritt des Blutes in die Schenkelvene aber nicht umgekehrt
gestatten. In geringem Grade kommt die obige Bewegung bei jedem
Schritte vor, und wirkt die Einrichtung wie ein Saug- und Druck¬
apparat fördernd auf die Bewegung des Venenblutes.
Ferner zeigte Braune2, dass bei gewissen Körperstellungen die
Venen so gespannt werden, dass ihre Wände dem äusseren Druck einen
Widerstand entgegensetzen und eine Volumsvergrösserung auftritt,
welche eine Ansaugung bewirkt. Ein mit Ventilen versehenes Kaut¬
schukmodell liess die Wirkung nachahmen. Die Hauptvenenstämme
des Körpers befinden sich im Zustande höchster Spannung bei Sprei¬
zung der im Knie gestreckten Beine, Ueberstreckung des Rumpfes
und Streckung der horizontal gehaltenen Arme mit geballter Faust.
Dagegen zeigen sie die grösste Erchlaffung in hockender Stellung.
Durch die Spannung der Venen bei gewissen Körperstellungen und
Erschlaffung bei anderen ist im Zusammenwirken mit den Klappen
ein beschleunigendes Moment für den Blutlauf in den Venen gegeben.
5. Die Schwere.
Wegen der grossen Dehnbarkeit der Venen wird die Schwere
auf den venösen Blutlauf einen grösseren Einfluss gewinnen als auf
1 Braune, Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. XXII. S. 261. 1870.
2 Derselbe, Beitr. z.Anat. u. Physiol. Festgabe f.C. Ludwig. S. I. Leipzig 1875.