Filtration und Decantation der rothen Blutkörperchen.
33
körperchen können dann noch mit Glaubersalzlösung gewaschen wer¬
den, wobei Einleiten von Sauerstoff mit beitragen soll, den Ueber-
gang von Farbestoff ins Filtrat zu verhindern (Dumas1).
Zu einer Bestimmung der Grösse, die wir suchen, führen die
Versuche nicht, da in dem Momente, wo die die Filtration ermög¬
lichende Zusatzflüssigkeit ins Blut gelangt, die Blutkörperchen sich
verändern, wie die microscopische Beobachtung lehrt und die ein¬
fachste Ueberlegung nicht anders erwarten lässt. Dem wTas Dumas
und Eigner und ihre Nachfolger als wägbare Maasse der rothen Blut¬
körperchen nach dem angeführten Trennungsverfahren in Rechnung
brachten, kann also höchstens ein relativer Werth zugeschrieben
werden.
Auch die Decantation führt nicht zum Ziele. Zwar werden in
den untersten Schichten des durch Senkung der Blutkörperchen ent¬
standenen Bodensatzes die Körperchen am meisten frei von anhaf¬
tendem Serum sich vorlinden, in geringem Maasse werden sie aber
immer damit verunreinigt bleiben. Man hat sich zwar auch hier zur
Wegwaschung des anhaftenden Serums des Zusatzes von Salzlösun¬
gen zum Blutkörperchenbrei bedient, in Bezug auf die Ermittlung
des quantitativen Verhältnisses der Blutkörperchen zum Plasma lässt
sich aber damit ebenso wenig erreichen, wie bei der Filtration.
Dennoch hat man für die quantitative Analyse der Blutkörper¬
chen aus der Decantation einigen Nutzen gezogen. Wiederholt mit
einem mehrfachen Ueberschuss von verdünnter Kochsalzlösung (1 Vol.
gesätt. Lös. auf 9—19 Vol. Wasser) gewaschener Blutkörperchenbrei
(Hoppe-Seyler2, Bunge3 4), bei welchen Operationen wieder die Cen¬
trifuge wesentliche Dienste leistete (Bunge7), haben Jüdell5 und
Bunge6 zu Analysen benützt, und wenn auch die Annahme, dass die
rothen Blutkörperchen bei diesem Verfahren keine weiteren Verände¬
rungen erleiden, als dass ihnen Wasser entzogen wird (Hoppe-Sey¬
ler7), eine sehr hypothetische ist und nur das Factum feststeht, dass
ihnen dabei kein rotker Farbestoff entzogen wird, so sind doch die
rothen Blutkörperchen noch nach keiner besseren Methode auf ihren
chemischen Bau zu untersuchen gewesen.
1 Dumas, Ann. d. chim. etphys. XVII. 3. ser. p. 452. 1846.
2 Hoppe-Seyler, Med. chem. Unters. S. 172. Berlin 1866—1871.
3 Bunge, Ztschr. f. Biologie XII. S. 197. 1876.
4 Derselbe a. a. 0.
5 Jüdell, Med. chem. Unters., herausg. v. Hoppe-Seyler. S. 386.
6 Bunge a. a. 0.
7 Hoppe-Seyler a. a. 0. S. 170 .
Handbueh der Physiologie. Bd. IV.
3