Variationen des Capillardruckes ; Bau der Capillarwand.
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von einer mit Kernen besetzten structurlosen Haut gebildet werde.
Im genannten Jahre wiesen aber fast gleichzeitig Hoyer1 11, Auer¬
bach2, Eberth3 und Aeby4 die Zusammensetzung der Capillarwand
aus Zellen nach.
Sie bedienten sich dazu der anfänglich stark angefochtenen, jetzt
allgemein als zuverlässig anerkannten Methode von v. Recklinghausen6,
die darin besteht, die mit NAgOs imprägnirte Capillarwand dem Lichte
auszusetzen. Dabei werden die Zellgrenzen durch die zwischen den Zellen
hinlaufenden, vom ausgeschiedenen Silber schwarz gefärbten Kittlinien
sichtbar.
Die plattenförmigen Zellen, welche die Capillargefässwand zusammen¬
setzen, können aber unter gewissen Umständen auch ohne Silberwirkung
beim Absterben (Golubew6), durch Abscheidung von Indigo in die Kitt¬
linien (Thoma7), durch Fixirung von Zinnober- oder Tuschekörnchen in
denselben (Foas) gesehen und mittelst 35 0/o Kalilauge von einander isolirt
werden (Eberth9, Aeby10).
Das die Capillarwand bildende Endothel ist die directe Fort¬
setzung der endothelialen Auskleidung der Arterien und Venen und
in der Regel der einzige Bestandtheil der Capillarwand.
Die Angaben von Chrzonszczewsky 11 und Legros1'2, dass das Endothel
nur die Auskleidung eines structurlosen Rohres bildet, haben sich nicht
bestätigt. Dagegen tritt an einzelnen Stellen eine bindegewebige Adven¬
titia13 als äussere Belegmasse zu dem Endothelrohre.
Nachdem die Zusammensetzung der Capillarwand aus Zellen er¬
wiesen war, hat die gleich zu behandelnde Durchgängigkeit der Ca¬
pillarwand für weisse und rothe Blutkörperchen die Veranlassung zu
weiteren Untersuchungen der Beschaffenheit der Capillarwand ge¬
geben.
In den Silberlinien von Endothelien fanden His14 und Oedmansson15
kleine rundliche, ungefärbte Feldchen, welche sie für OefFnungen hielten
und mit den von v. Recklinghausen 16 zuerst in dem Endothel der Serosa
1 Hoyer, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1865. S. 243.
2 Auerbach, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1865. S. 177.
3 Eberth, Ebenda. 1865. S. 196; Würzb. naturw. Ztschr. VI. S. 27. 84. 1866.
4 Aeby, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1865. S. 209.
5 v. Recklinghausen, Die Lymphgefässe und ihre Beziehung zum Bindegewebe.
S. 5 u. fg. Berlin 1862.
6 Golubew, Arch. f. microsc. Anat. V. S. 49. 1869.
7 Thoma, Centralbl. f. d. med. Wiss. 1815. S. 17.
8 Foa, Arch. f. pathol. Anat. LXV. S. 295. 1875.
9 Eberth a. a. 0.
10 Aeby a. a. 0.
11 Chrzonszczewsky, Arch. f. pathol. Anat. XXXV. S. 169. 1866.
12 Legros, Journ. de l’anat. et de la physiol. 1868. p. 275.
13 Vgl. Eberth, Strieker’s Gewebelehre. I. S. 206. Leipzig 1871.
14 His, Ztschr. f. wiss. Zool. XIII. S. 455. 1863.
15 Oedmansson, Arch. f. pathol. Anat. XXVIII. S. 361. 1863.
16 v. Recklinghausen, Arch. f. pathol. Anat. XXVI. S. 172. 1863.
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