Verändert, d. Transpirationscoeffic. ; Bestimmung d. Blutdruckes in d. Capill. 321
Erst N. Kries1 2 hat uns mit einer ihm von Ludwig empfohlenen
Methode, den Blutdruck in den Capillaren indirect zu messen, be¬
kannt gemacht.
Er legte an passenden Orten auf die Haut des Menschen (am letzten
Fingergliede, über der Ohrmuschel), beim Kaninchen auf das Zahnfleisch
Glasplättchen von 2.5—5 □ Mm. Fläche, welche mit kleinen Gewicht¬
schälchen verbunden waren und belastete dieselben so stark, dass eben
ein Blasserwerden der Haut unter dem Plättchen eintrat. Es ist anzu¬
nehmen, dass dann eben die in den Gefässpapillen der Haut liegenden
Capillaren entleert wurden. Das auf die Fläche {f) bezogene Gewicht (g)
giebt in hydrostatischen Druck ( h
umgerechnet
in Höhen einer
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fs
Wasser- oder Quecksilbersäule den capillaren Blutdruck. Da erst ein
Gewichtszuwachs von 0.25 Grm. bei diesem Verfahren merklich wird und
das bei den kleinsten Platten 99 Mm., bei den grössten 55 Mm. Wasser
entsprach, sind die Fehlergrenzen des Verfahrens ziemlich weit. Roy &
Graham Brown- suchen darum an transparenten Körpertheilen (Schwimm¬
haut, Lunge oder Mesenterium vom Frosch ; Schwanzflossenmembran eines
Fisches u. dgl.) direct den hydrostatischen Druck auf, welcher die Ge-
derselben eben verschliesst. Zu dem Ende wird der betreffende
Tlieil von unten her an ein festliegendes Deckgläschen angepresst durch
eine durchsichtige feine Membran, welche die obere Wand einer unten
von einer Glasplatte verschlossenen Kapsel bildet, mit deren Innerem ein
Wassermanometer communicirt. Der Druck im Innern der Kapsel kann
beliebig gross gemacht und am Manometer abgelesen werden.
Roy und Graham-Brown sahen in den Capillaren und Venen
der Froschschwimmhaut den Kreislauf bei einem Druck von 100 bis
150Mm.Wasser3 aufgehoben werden; in den Arterien bei 200 -350Mm.
Der zum Verschluss nöthige Wasserdruck wuchs mit der Erweiterung
der Gefässe. In 3—4 Minuten dauernden Perioden zeigte der Druck
Schwankungen um 20 — 30 Mm. Beim GoLTz’schen Klopfversuch
sank der Druck auf 0, häufig folgte darauf venöse Rückstauung,
welche 70 — 100 Mm. Wasser überwand. Temporäre Anämie liess die
Gefässe sich erweitern, in welche das wieder zugelassene Blut unter
erhöhtem Drucke einströmt. Rückenmarksreizung erhöht, Durch¬
schneidung der Nerven erniedrigt den Druck. (S. Wirk, der Vasomot.,
Lehre v. d. Innerv. d. Gefässe.)
Kries fand beim Menschen auf der Rückseite des Nagelgliedes
des Fingers, wenn die Hand 490 Mm. unter dem Scheitel lag, fin¬
den Capillardruck 37.7 Mm. Quecksilber im Mittel. Der Mitteldruck
1 N. Kries, Ber. cl. sacks. Ges. d. Wiss. Math.-physiol. Kl. XXVII. S. 149 1875
2 Roy u. Graham-Brown, Arch. f. Physiol. 1878. S. 158.
3 Entsprechend 7.35—1 1.03 Mm. Quecksilber. Im linken Aortenbogen d. Fro¬
sches bestimmte Volkmann (Hämodynamik. S. 178) den Druck zu 22_29 Mm. Queck¬
silber, der Capillardruck ist also 13—72 des arteriellen. ’ ^
Handbuch der Physiologie. Bd. IV.
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