Volltext: Erster Theil: Blut und Blutbewegung (4)

Messung der Geschwindigkeit; Transpirationsconstante. 
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Graham1 die Bezeichnung Transspiration für das Durchströmen von 
Flüssigkeiten durch sehr enge Röhren eingeführt hat, nennt man sie 
auch die Transspirationsconstante. 
Wir haben auch bereits gesehen, dass sich aus derselben die 
Constante der inneren Reibung der Flüssigkeiten leicht berechnen 
lässt. Die numerischen Werthe beider sind vergleichbare Ausdrücke 
für eine Eigenschaft der Flüssigkeiten, welche man auch als speci- 
fische Zähigkeit derselben bezeichnet hat, Es ist daraus ohne Wei¬ 
teres zu entnehmen, dass die Transspirationsconstante des Blutes 
einen wichtigen Einfluss auf die Blutbewegung in den Capillaren 
ausüben muss. Für das Blut wird aber die Frage der Transspirations¬ 
constante namentlich deswegen von grosser Wichtigkeit sein, weil 
das Blut wegen der Aufnahme und Abgabe von Stoffen und den Um¬ 
setzungen, welche in demselben stattfinden, einem fortwährenden 
Wechsel seiner Constitution unterliegt. Es scheint nun wegen der 
Unabhängigkeit der Transspirationsconstante von dem Materiale der 
Rohrwand, dass es leicht sein müsse, für die Verhältnisse im Or¬ 
ganismus eine experimentelle Grundlage durch künstliche Durch¬ 
strömungsversuche von Blut durch Glascapillaren zu schaffen. In 
der That nahm schon Poiseuille2 diesen Gegenstand auf. Die 
Schwierigkeiten, auf welche er bei der Durchströmung von defibri- 
nirtem Blut stiess, brachten ihn aber auf die Idee, dass nur vor der 
Ausscheidung des Fibrin eine das Strömen des Blutes ermöglichende 
gleichmässige Vertheilung der Blutkörperchen in demselben vorhanden 
sei und damit schien weiteren Studien auf dem angedeuteten Wege 
der Boden entzogen zu sein. 
Erst spät wurden die Versuche über Transspiration des Blutes 
(Aronheim3, Haro4, C. A. Ewald5) wieder mit Erfolg aufgenommen, 
nachdem inzwischen die wichtigen Untersuchungen über die Bezie¬ 
hungen der Transspiration zu den pl^sikalischen und molecular- 
chemischen Eigenschaften anderer Flüssigkeiten, die ebenfalls von 
Poiseuille begonnen wurden, namentlich auf Graham’s6 neue An¬ 
regung eifrig fortgesetzt worden waren7. 
1 Graham, Philos. Transact. CLI. p. 373.1861 ; Chemie, and physical researches. 
Edinburgh 1876. 
2 Poiseuille, Ann. d. chim. etphys. 3. sér. XXL p. 76. 1847. 
3 Aronheim, Hoppe-Seyler’s med.-chem. Unters. S. 265. Berlin 1866 — 1871. 
4 Haro, Compt. rend. LXXXIII. p. 696. 1876; Gaz. hebd. 1876. Nr. 27. 
5 C. A. Ewald, Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1877. S. 208; 1878. S. 536. 
6 Graham a. a. 0. 
7 Ygl. Schlie, Unters, üb. d. Beweg, v. Flüss. in Capillarr. B-ostock 1869. — 
Hübener, Ann. d. Physik. CL. S. 248. 1873. — Burkhardt, Ueber d. Transpir. reiner 
u. m.verschied. Salzen versetzter Zuckerlös. Berlin 1873. — Grotian, Ann. d. Physik 
CLVII. S. 130. 1874; CLX. S. 338. 1877. — Sprung, Ebenda. CLIX. 1876 (sämmtl. be-
	        
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