Volltext: Erster Theil: Blut und Blutbewegung (4)

318 Rollett, Physiol, d. Blutbewegung. 6. Cap. Blutbeweg, in d. Capillargefässen. 
gab, auf die Zeit zu beziehen. Die von ihm ermittelten Werthe führen 
auf die Geschwindigkeit von 0.28 Mm. in der Secunde für die Capillaren 
in den geraden Bauchmuskeln des Frosches. In den Capillaren der Lunge 
des Frosches fand er die Geschwindigkeit 43mal grösser, was offenbar 
auf einem Beobachtungsfehler beruht. 
Nach E. H. Weber1 bedient man sich eines für ein conventioneiles 
Maass ausgewertheten Ocularmicrometers, welches genau über dem Ge- 
fäss orientirt sein muss. Die Zeit, während ein Blutkörperchen eine be¬ 
stimmte Strecke desselben durchläuft, bestimmt man durch Zählen der 
Schläge einer Taschenuhr (gewöhnlich i/ö Secunde entsprechend). 
Auf diese Weise fand E. H. Weber in den Capillaren des Frosch¬ 
larvenschwanzes die Geschwindigkeit 0.573 Mm. in der Secunde; 
Valentin2 in der Schwimmhaut des Frosches 0.51 ; Volkmann3 in 
den Kiemen von Salamanderlarven 0.245, im Schwanz von Frosch¬ 
larven 0.4, in der Schwanzflosse eines kleinen Fisches 0.12, bei einem 
jungen Hunde im Gekröse ungefähr 0.8. 
Vierordt4 versuchte die Messung auch auf stroboscopischem Wege, 
indem er die Geschwindigkeit der stroboscopischen Scheibe bestimmte, 
bei welcher der Blutlauf eben stille zu stehen schien und fand dabei in 
der Schwimmhaut des Frosches 0.36 Mm. in der Secunde. 
Eine Messung der Geschwindigkeit der peripheren Stromfäden ist 
wegen der unregelmässigen Bewegung der in denselben befindlichen weissen 
Blutkörperchen nicht ausführbar. 
In Bezug auf die Geschwindigkeit, die wir durch das Fort¬ 
schreiten der in den Axenfäden befindlichen rothen Blutkörperchen 
ermitteln, ist noch zu bemerken, dass dieselbe viel langsamer sich 
ergiebt, als sie nach der unmittelbaren Beobachtung unter dem Micro¬ 
scope zu sein scheint. Die scheinbar grosse Geschwindigkeit des 
Blutlaufes unter dem Microscope kommt aber, wie leicht ersichtlich, 
daher, dass das Microscop den Weg vergrössert, die Zeit dagegennicht. 
Nach dem Gesetze von Poiseuille (s. oben S. 203) für die Aus¬ 
flussmenge aus Capillar röhr en 
d4 
A = k . y- H 
ergiebt sich für jede Flüssigkeit eine von dem Materiale unabhängige 
und nur von der Natur der Flüssigkeit und der Temperatur abhängige 
Constante k, welche unter sonst gleichen Verhältnissen die Durch¬ 
flussgeschwindigkeit bestimmt. Poiseuille hat diese Constante als 
Maass der Fluidität der bestimmten Flüssigkeit bezeichnet und seit 
1 E H. Weber, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1838. S. 465. 
2 Valentin, Lehrb. d. Physiol. I. S. 481. Braunschweig 1847. 
3 Yolkmann, Hämodynamik. S. 184. Leipzig 1850. . 
4 Vierordt, Erscheinungen und Gesetze der Stromgeschwindigkeit des Blutes. 
S. 35 u. f. Frankfurt a. M. 1858.
	        
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