Volltext: Erster Theil: Blut und Blutbewegung (4)

Einbrodt’s Erklärung der respiratorischen Schwankungen. 
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wand und der Lungen schreibt aber Einbrodt es zu, dass das Maxi¬ 
mum des arteriellen Druckes im ersten Moment der Exspiration zu 
beobachten ist, da in diesem Momente jene Kräfte mit dazu beitra¬ 
gen müssen, die von der Inspiration her noch gesteigerte Blutfülle 
der Thoraxgefässe rasch zum Schwinden zu bringen, während darauf 
sich der den Druck herabsetzende Einfluss der verminderten Zufuhr 
von den Venen her geltend machen wird, und ebenso ist das Minimum 
des arteriellen Druckes erst im Beginne der Inspiration zu beobach¬ 
ten, weil hier die verzögernden Kräfte der Thoraxwandungen und 
der Lungen sich zu den von der Exspiration her noch bestehenden 
druckmindernden Einflüssen gesellen, während erst in den darauf¬ 
folgenden Momenten der Inspiration der drucksteigernde Einfluss der 
vermehrten Zufuhr von den Venen her sich geltend machen kann. 
Man ersieht leicht, dass die eben vorgebrachte Erklärung der 
respiratorischen Schwankungen des arteriellen Blutdruckes in ihrem 
Wesen nur auf die Aenderung des intrathoracischen Druckes bei den 
Athembewegungen zurückführt, indem diese Aenderung auch der 
Grund für die ab- und zunehmende Blutzufuhr von den Venen her ist. 
Zur Erklärung der respiratorischen Schwankungen des arteriellen 
Druckes konnte die mit der Inspiration und Exspiration einhergehende 
vermehrte und verminderte Speisung des rechten Ventrikels aber nur 
unter der Voraussetzung, die von Einbrodt stillschweigend gemacht 
wurde, benutzt werden, dass jedesmal entsprechend der grösseren 
oder geringeren Speisung des rechten Herzens auch mehr oder we¬ 
niger Blut durch die Lungengefässe in den linken Ventrikel überge¬ 
führt wird. 
Als nun später die Studien über den Blutstrom in den Lungen 
beim Ausdehnen und Collabiren derselben, die schon Poiseuille1) 
begonnen hatte, von Kowalewsky & Adamük2, Quincke & Pfeiffer3, 
Kuhn4, Funke & Latschenberger5, Mislawsky & Dochmann6, und 
Kowalewsky7 in der oben (S. 276) erwähnten Weise ausgedehnt 
und fortgesetzt wurden, erschien die Lehre Einbrodt’s von den Ur¬ 
sachen der respiratorischen Blutdruckschwankungen bedroht, indem 
es den Anschein gewann, dass hauptsächlich die mit der Ausdehnung 
und dem Zusammenfallen der Lungen einhergehenden Veränderungen 
1 Poiseuille a. a. 0. 
2 Kowalewsky u. Adamük a. a. 0. 
3 Quincke u. Pfeiffer a. a. 0. 
4 Kuhn a. a. 0. 
5 Funke u. Latschenberger a. a. 0. 
6 Mislawsky u. Dochmann a. a. 0. 
7 Kow'alewsky a. a. 0.
	        
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