270 Rollett, Physiologie der Blutbewegung. 3. Cap. Der Blutstrom in d. Arterien.
Spannung dagegen dieselbe herabsetzt, wurde in der That schon
yon Wolff1, Landois2 u. A. beobachtet. Neuerliche Versuche von
Knoll3 ergaben für die Rückstosselevation ein ähnliches Resultat.
Die von Landois aufgefundene Thatsache, dass die dicrote He¬
bung um so später auf die primäre Hebung folgt, je weiter entfernt
vom Herzen die pulsirende Arterie liegt, worauf die Verschiedenheit
des Pulsbildes verschiedener Schlagadern vorzugsweise zurückzuführen
ist, erklärt sich nach Moens im Gegensätze zu Landois, der die Länge
der Hauptstämme dafür verantwortlich machte, daraus, dass hohe
Wellen in den Arterien sich rascher fortpflanzen als niedrige. Es
muss demnach die primäre Welle rascher über das Gefässsystem
hinschreiten als die kleinere erste Schliessungswelle und daher der
Abstand zwischen beiden mit der Entfernung vom Herzen wachsen.
Den ersten Wellengipfel s im absteigenden Theil der Pulscurve
(Fig. 31, 32 u. 33), welchen wir bisher unberücksichtigt gelassen
haben, leitete Landois4 von dem Schluss der Semilunarklappen her.
Moens5 giebt aber für diese sog. Klappenschlusselevation die fol¬
gende Erklärung: der Punct C (Fig. 33) entspricht dem Beginn des
Einströmens von Blut in die Aorta, dieses Einströmen dauert circa
0,1 Sec. (vergl. oben S. 172); der Anfang der nächsten Periode der
Systole, Verharren des entleerten Ventrikels in der Systole muss also
zwischen o und p (Fig. 33) liegen und da diese Periode 0.115 Sec.
dauert (oben S. 172), so muss ihr Ende sich zwischen s u. A befinden.
Das Thal p und der Gipfel s fallen also in diese Periode der Systole.
Das Thal p sei nun der Ausdruck für den in die Arterien fortge¬
pflanzten negativen Druck, welcher bei der plötzlichen Entleerung
der Ventrikel entsteht (oben S. 181), s ist der Wellengipfel, der an
den Aortenklappen entsteht, wenn in Folge des negativen Druckes
etwas Blut zurückgesaugt und dadurch jene Klappen geschlossen
werden. Diese Schlüsse aus der Carotiscurve seien erlaubt,- da man
annehmen könne, dass sie wegen der geringen Entfernung vom Her¬
zen als ein wahres Bild der Vorgänge an der Aortenwurzel ange¬
sehen werden könne.
Ausser den secundären Hebungen, welche wir als Klappenschluss¬
elevation und Schliessungselevationen (Rückstosselevationen) kennen ge-
1 Wolfe, Charakteristik d. Arterienpulses. Leipzig 1855.
2 Landois, Lehre vom Arterienpuls. Berlin 1872.
3 Knoll, Arch. f. exper. Pathol. IX. S. 380. 187S. Knoll bezeichnet die Klap¬
penschlusszacke (s. gleich unten) als „erste Elasticitätselevation“. Diese soll hei
hohem Druck stärker ausgeprägt, bei niederem Druck dagegen abgeschwächt sein,
während im letzteren Falle die „Rückstosselevation“ mehr ausgebüdet ist.
4 Landois a. a. 0.
5 Moens, Arch. f. d. ges. Physiol. XX. S. 517. 1879.