192 Rollett, Physiologie der Blutbewegung. 1. Cap. Das Herzu, seine Mechanik etc.
der Ventrikel curve T d Das letztere sei aber nicht der Fall, was
einem Unduliren der geschlossenen Klappe widerspricht.
Es steht ferner Marey’s Ausdeutung des Cardiogrammes in dem
innigsten Zusammenhang mit der Deutung, welche Marey 1 der
Curve Vd gegeben hat. Diese Deutung ist aber von Baxt2 ange-
fochten worden, als er mit dem auf die äussere Oberfläche des
Herzens aufgesetztem Stäbchen die Curven C Fig. 9 erhielt, welche,
wie aus dem Vergleich von C mit Vd sich ergiebt, in ihrer all¬
gemeinen Form mit der letzteren Ubereinstimmen (vergl. auch Fig. 3
oben, welche die Curven beider Ventrikel enthält). Marey stellt sich
aber vor, dass die Curve Vd und die entsprechende im linken
Ventrikel unter dem Einfluss des veränderlichen Druckes des Kam¬
merblutes entsteht. Ihr aufsteigender Theil werde angeschrieben
während die Zipfelklappen noch offen, die halbmondförmigen Klap¬
pen aber noch geschlossen seien. Kurze Zeit nachdem die ersteren
zugeschlagen werden öffneten sich die letzteren und nun halte sich
unter raschem Abgleich des Druckes in Kammern und Arterien und
stetem Zufluss des Blutes aus den Kammern in die Arterien der
Druck in den ersteren eine bestimmt lange Zeit auf gleicher Höhe,
bis beim Nachlass der Kammercontraction der Druck in den Kam¬
mern sinke und die halbmondförmigen Klappen entfaltet werden.
An Stelle dieser Erklärung setzt Baxt die einfachere und zutreffen¬
dere, dass in dem Versuch von Chauveau und Marey beim Beginn
der Systole sich Luft aus der Ampulle in die Registrirtrommel ergiesst
und nicht alsbald wieder in die Ampulle zurücktreten kann, weil der
Ventrikel mit einer Kraft in der Zusammenziehung verharrt, welche
von der Spannung der Trommelmembran nicht bewältigt werden kann.
Curven, wie sie Baxt von der Oberfläche des blossgelegten
Herzens erhielt, bekommt man auch vom Spitzenstoss zu allermeist
wie D Fig. 9 zeigt (womit Marey3 und Ott und Haas4 zu verglei¬
chen sind). Es ist das, wenn man durch Cardiographen mit Feder¬
druck das Cardiogramm auf rasch bewegter Schreibfläche anschreibt,
immer der Fall, wenn bei langsamem Gang der letzteren Cardiogramme
von der Form B Fig. 9 erhalten werden. An diesen Cardiogrammen
hat Landois seine von Marey abweichende Ausdeutung gegeben. Es
entspricht darnach (vgl. oben S. 156 u. 157) b der Vorhofselevation,
bc bedeutet Contraction der Ventrikel bis zum Maximum, d Schluss
der Semilunarklappen der Aorta, e Schluss der Semilunarklappen
1 Marey a. a. 0.
2 Baxt a. a. 0. S. 129.
3 Marey, Travaux d. lab. p. 21. Fig. 7; p. 28. Fig. 13. 1875.
4 Ott u. Haas, Prager Vjschr. IV. S. 49. Curve d. 1877.