188 Rollett, Physiologie der Blutbewegung. 1. Cap. Das Herz u. seine Mechanik etc.
der Systole der Ventrikel werde die Spirale aufgedreht, und länger dabei
rotirt das Herz von links nach rechts, wodurch die linke Herzhälfte nach
vorn, die Herzspitze an die Brustwand angedrängt werde. Bei der Dia¬
stole werde die Spirale wieder zugedreht und kürzer, das Herz rotirt
zurück.
Die Rotation des Herzens von links nach rechts ist bei der Systole
der Ventrikel unzweifelhaft vorhanden. Sie wurde schon von Kürsch¬
ner1 ausführlich beschrieben und unter die bedingenden Momente des
Herzstosses aufgenommen. Später wurde sie von Chauveau & Faivre'2,
Wilckens3, Rosenstein4 u. À. wieder untersucht. Der Letztere zeigte
aber, dass sie auch nach der Unterbindung der Gefässe vorhanden ist,
also durch die Anordnung der Muskelzüge des Herzens und nicht oder
wenigstens nicht ausschliesslich so wie Kornitzer wollte, erklärt werden
müsse.
B) Die graphische Darstellung des Herzstosses und das Cardiogramm.
Chauveau & Marey5 verzeichneten den Herzstoss des Pferdes da¬
durch, dass sie einen mit einer Registrirtrommel verbundenen Kautschuk¬
beutel durch eine kleine Oeffnung zwischen Herz und Brustwand ein¬
schoben.
Für den Herzstoss des Menschen führte Marey6 als Aufnahme-Appa¬
rate des Stosses der Reihe nach ein: 1. das Stethoscop von König7,
welches er aber alsbald selbst wieder verwarf; 2. den Kapsel- oder
Feder-Explorateur8 (Explorateur à coquille ou à ressort) Fig. 8 A, eine
ovale Holzkapsel zum luftdichten Aufsetzen auf die Brust im Innern mit
einer Feder, welche die Pelotte p trägt und durch die Schraube s ge¬
spannt werden kann, so dass die Stelle des deutlichsten Herzstosses
eingedrückt wird, t ist ein Röhrchen, welches nach aussen führt, wenn
die unten offene Kapsel luftdicht aufgesetzt ist; 3. die Schwierigkeit,
welche das luftdichte Aufsetzen dieses Explorateurs oft hat, vermeidet
der von Marey empfohlene Trommelexplorateur9 (Explorateur à tambour)
Fig. 8 B, eine MAREY’sche Trommel mit Pelotte p auf der Membran
und Spiralfeder im Innern zur Unterstützung der Membran, die Trommel
ist in einem glockenförmigem Gehäuse aus Holz, welches zum Aufsetzen
dient, verschiebbar durch die Schraube s und die Spiralfeder fs Statt der
von Marey empfohlenen Aufnahme-Apparate können auch benützt werden :
1. der Pansphygmograph10 von Broedgeest Fig. 8 C, eine MAREY’sche
1 Kürschner a. a. 0. 2 Chauveau et Faivre.
3 Wilckens a. a. 0. 4 Rosenstein a. a. 0.
5 Chauveau et Marey, Gaz. méd. 1861. p. 647 ; Mém. de l’acad. de méd. XXVIII.
1863. — Marey, Journ. de l’anat. et de la physiol. 1865. p. 286; Physiol, méd. d. la
cire. p. 45. Paris 1863.
6 Marey, Du mouv. dans les fonct. etc. p. 143. Paris 1868.
7 König, Ann. d. Physik. CXXII. S. 475. 1864.
8 Marey a. a. 0. p. 145 ; Travaux du lab. 1875. p. 30 ; La method, graph, p. 588.
Paris 1878.
9 Marey, Travaux du lab. 1875. p. 32 ; La méth. graph, p. 589.
10 Brondgeest, Onderzoeck. ged. in het Lab. der Utrecht. Hoogesch. uitg. d.
Donders en Engelmann. Derd. R. II. p. 326.