132 Rollett, Physiologie des Blutes. 8. Cap. Quantität. Analyse d. Gesammtblutes.
dass allgemein die Blutkörperchen nur Kali, das Plasma nur Natron
enthält, was nach Bunge eingeschränkt werden muss. Ein Versuch
Bunge’s’1, der dahin zielte, ein besonderes Bindungsvermögen der
Blutkörperchen für Kali im abgelassenen Blute nachzuweisen, miss¬
lang. Für die lebenden Blutkörperchen ist die Thatsache sehr wich¬
tig, und mag hier erinnert werden, dass auch im Fleisch, im Gegen¬
satz zum Blutplasma, Kali die vorherrschende Base ist. Endlich ist
durch Bunge der Chlorgehalt der Blutkörperchen erwiesen.
Aschenanalysen des Gesammtblutes2 liegen in grosser Anzahl
vor; sie haben aber aus den schon erörterten Gründen (s. ob. S. 124)
einen sehr beschränkten Werth. Die Blutasche enthält 8—9 °/o Eisen¬
oxyd, welches aus dem Hämoglobin des Blutes herrührt.
Die quantitative Analyse des Blutes kann trotz mancherlei be¬
friedigenden Fortschrittes strengen Anforderungen noch nicht genügen.
Demgegenüber ist aber hervorzuheben, dass wir uns für die Haupt¬
bestandteile des Blutes im Besitze sehr brauchbarer analytischer Me¬
thoden befinden; wir haben über dieselben an passender Stelle das
Wichtigste vorgebracht oder auf sie hingewiesen.
Analysen des Blutes verschiedener Gefässgebiete liegen aus äl¬
terer Zeit viele vor; bei den Fehlern, welche diesen Analysen an¬
haften, lassen sich daraus nur höchst unsichere Schlüsse auf die Ver¬
änderungen ziehen, welche das Blut auf seiner Bahn erleidet. Die
einzigen vergleichenden Analysen verschiedener Blutarten, welche aus
der Neuzeit herrühren, betreffen das Blut der Pfortader und der Leber¬
venen (Flügge3, Drosdoff4); sie können uns in unserem Urtkeile
über die älteren Analysen nur bestärken. Flügge kommt zu dem
Resultate, dass für keinen der untersuchten Bestandtheile ein constan-
ter Unterschied sich ergiebt, der auf eine chemische Verschiedenheit
der beiden Blutarten zu beziehen wäre. Etwas glücklicher ist Dros¬
doff, der die Hunde vor der Blutentnahme reichlich fütterte. Er
findet dann das Pfortaderblut reicher an festen Bestandtheilen. Da¬
gegen zeigt sich in allen Versuchen im Aetherextract des Lebervenen¬
blutes mehr Cholestearin und weniger Fett als im Pfortaderblut (vgl.
ob. S. 123). Jedenfalls sind die für die analytische Verarbeitung einer
bestimmten Blutmenge nach einheitlichem Plane dienenden Methoden
auch heute noch mit solchen Fehlern behaftet, dass sie bei verglei-
1 Bunge, Ztschr. f. physiol. Chem. III. S. 63. 1879.
2 Vgl. Verdeil, Ann. d. Chem. u. Pharm. LXIX. S. 89. 1849. — Jarisch,Wiener
med. Jahrb. 1871. S. 435.
3 Flügge, Ztschr. f. Biologie. XIII. S. 133. 1877.
4 Drosdoff, Ztschr. f. physiol. Chemie. I. S. 233. 1877—1878.