12 Rollett, Physiologie des Blutes. 2. Cap. Die rothen Blutkörperchen.
die Strahlen sammelt. Bei höherer Einstellung des Microscopes wird
die helle Mitte kleiner, hei tieferer grösser.
Das einzelne Blutkörperchen erscheint unter dem Microscop gelb¬
lich oder grünlich. Liegen die Blutkörperchen zu mehreren über¬
einander, dann erscheint ihre Farbe roth. In beiden Fällen rührt
ihre Farbe von dem später zu behandelnden Hämoglobin her. Als
dessen Träger gewinnen die rothen Blutkörperchen wegen der Rolle,
welche das Hämoglobin beim Austausch der Athemgase spielt, eine
ihrer wichtigsten Bedeutungen für den Gesammtorganismus.
b) Mit der Form der rothen Blutkörperchen des Menschen stimmt
die Form derselben Gebilde bei den Säugethieren überein. Nur die
Gattungen Camelus und Auchenia haben elliptisch scheibenförmige
Körperchen. Körperchen der letzteren Form sind auch jene der Vögel,
der Amphibien und der meisten Fische, unter den letzteren besitzen
Cyklostomen (Petromyzon und dessen Larve Ammocoetes) wieder
kreisscheibenförmige Blutkörperchen. Die Blutkörperchen der Vögel,
Amphibien und Fische besitzen in ihrer Mitte einen Zellkern.
c) Die rothen Blutkörperchen des Menschen sind, so wie die aller
Säugethiere, kernlos. Die Behauptung, welche Boettcher1 entgegen
allen früheren Erfahrungen aufstellt und vertheidigt, dass auch in
den entwickelten Blutkörperchen des Menschen und der Säugethiere
ein Kern enthalten ist, muss als eine abgethane Sache betrachtet
werden.
Aus einer ganzen Reihe von Untersuchungen hat sich ergeben, dass
die Substanz der rothen Blutkörperchen des Menschen und der Säuge¬
thiere in toto genau dieselben Reactionen zeigt, wie die den Kern um¬
gebende Substanz der rothen Blutkörperchen der übrigen Thiere, dass
aber alle Erscheinungen, welche bei den letzteren durch den Kern be¬
dingt sind bei den ersteren fehlen (Rollett 2).
Exquisite Kernreactionen : die Essigsäurereaction l die Reaction mit
(2 Theile Wasser und 1 Theil Alkohol von 36° Cartier) Alkohol
(Ranvier 3, Stirling 4), welche die Kerne glättet und das Kernkörperchen
in denselben deutlich macht, geben beim Blutkörperchen des Menschen
und der Säugethiere stets ein negatives Resultat. Die von Böttcher zur
Demonstration des Kernes angegebenen Reactionen wurden dagegen der
Reihe nach widerlegt und anders gedeutet. Die Chloroformreaction von
1 Böttcher, Arch. f. pathol. Anat. XXXVI. S. 190. 1866 u. XXXIX. S. 427.1867 :
Memoir, del’acad. de St.Petersburg.XXII. VII. Ser. No. 11. 1876; Arch. f. microscop.
Anat. XIV. S. 73. 1877.
2 Rollett, Sitzgsber. d. Wiener Acad. 2. Abth. XLVI. S. 65. 1862; 2. Abth.
XLVII. S. 356. 1863 u. 2. Abth. L. S. 178. 1864; Unters, a. d. Inst. f.Physiol. u. Histol.
in Graz. 1. Heft. S. 1. Leipzig 1870.
3 Ranvier, Arch, de physiol. 1874.p. 790u. 1875. p.l ; Trait, techn. d’histol. p. 187
u. 193. Paris 1875.
4 Stirling, Journ. of anat. and physiol. X. p. 778. 1876.