Fibrinferment, Darstellung, Herkunft.
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scheidenden Fibrin einen grossen Einfluss ausübt, hat Mantegazza1
zu zeigen gesucht. Seine Angabe, dass sie dabei eine Substanz aus-
senden, welche die Ursache der Fibrinbildung sei, beruhte nur auf
Vermuthungen. A. Schmidt2 wies zuerst den massenhaften Zerfall
der weissen Blutkörperchen bei der Blutgerinnung nach und verfolgte
denselben auch unter dem Microscope, aber nicht bloss die weissen
Blutkörperchen zerfallen, sondern auch die rothen Körnerkugeln. Und
zu diesen würden sich nach den Beobachtungen von Hayem3 auch
noch die von ihm sogenannten Hämatoblasten gesellen. Beide Be¬
obachter geben an, dass sie im unmittelbaren Anschluss an den Zer¬
fall der von ihnen beobachteten Elemente die Bildung des Fibrins
unter dem Microscop beobachteten.
A. Schmidt bringt nun auch den von ihm beobachteten Zellen¬
zerfall mit der Bildung des Fibrinfermentes in Zusammenhang und
führt dafür den folgenden Versuch an. Aus Plasma, welches in der
Kälte gewonnen wurde, werden die weissen Blutkörperchen mittelst
2—3 fachen Papiers abfiltrirt. Das klare Plasma ist dann nicht ge¬
rinnungsunfähig geworden, es gerinnt aber schleppend. Dass es nicht
gerinnungsunfähig geworden, schreibt Schmidt dem Umstande zu,
dass während der Zeit, die zum Abkühlen nothwendig ist, sich kleine
Mengen von Ferment entwickeln und ausserdem ist die Kälte nicht
ein absolutes Hemmniss für den Zerfall der weissen Blutkörperchen
(s. S. 118). Stellt man aber mit Alkohol das Ferment aus einer
Portion des filtrirten Plasma sogleich und aus einer anderen Portion
nach dem Gerinnen dar, so findet man im letzteren Falle nicht mehr
Ferment als im ersteren, während bei der Gerinnung im unfiltrirten
Plasma der Fermentgehalt während der Gerinnung beträchtlich wächst.
Wird das gekühlte Plasma vorübergehend auf 10—20° C. erwärmt
und dann erst filtrirt, nachdem die Temperatur wieder auf 0° ge¬
bracht ist, so erhält man ebenfalls ein körperchenfreies Filtrat, wel¬
ches aber sehr fermentreich ist und energisch gerinnt, so dass also
beim ersten Versuche die geringe Fermentmenge nicht etwa von einer
durch die Kälte bewirkten Ausscheidung eines gelösten fermenterzeu¬
genden Bestandteiles herrühren kann. Unterstützt wird die Annahme
dieser Beziehung der weissen Blutkörperchen zur Fermentbildung noch
dadurch, dass bei ungleicher Vertheilung der weissen Blutkörperchen
1 Mantegazza, Ricerche esperimentali sul origin, d. iibrina et sul causa d.
coag. del sang. Milano 1871.
2 A. Schmidt, Arch. f. d. ges. Physiol. IX. u. XI.
3 Hayem, Gaz.méd. 1878. p. 107; Compt. rend. LXXXVI. p. 58.1879 ; Recherch.
sur l'anat. norm, et pathol. du sang. Paris 1878.