Reine Lösung; xAbwesenheit in den rothen Blutkörperchen.
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Für die so dargestellten Lösungen sucht Hammarsten zu bewei¬
sen, dass sie frei sind sowohl von Serumalbumin als Serumglobulin.
Es erleidet ferner das Fibrinogen durch diese Darstellung keine Ver¬
änderung seiner Eigenschaften. Die Lösungen des Fibrinogen in
CI Na gerinnen schon bei verhältnissmässig niederen Temperaturen,
bei 52—55° C. In möglichst wenig Alkali gelöstes Fibrinogen ge¬
rinnt bei 56°—58° C. (Hammarsten'). Zu demselben Resultate ge¬
langte Frédéricq1 2. Er verschaffte sich Plasma nach Glenard durch
Schichtung von in einem aufgehängten abgesperrten Blutgefäss flüssig
erhaltenem Blut und sah, dass dasselbe nach dem Erhitzen auf 56° C.
aus dem Gefässe entleert nicht mehr gerann, im Plasma war aber dann
eoagulirtes Fibrinogen ausgeschieden. Sammelte er Plasma durch Ab¬
kühlung des Blutes oder durch Zusatz von Salzen (MgSOi) zu dem¬
selben, so erfolgte auch in diesem die Ausscheidung des Fibrinogen
bei 56° oder in Folge des Salzzusatzes der die Gerinnungstemperatur
herabsetzt, bei noch etwas niedrigerer Temperatur; Die Menge Fibri¬
nogen, welche sich bei 56° aus dem Pferdeblutplasma ausschied, be¬
stimmte Frédéricq zu 0,4299 %. Durch überschüssige alkalische
Laugen wird Fibrinogen in Alkalialbuminate, durch Säuren in Synto-
nin verwandelt (A. Schmidt3).
In möglichst wenig Alkali gelöstes Fibrinogen wird durch Zu¬
satz geringer Mengen Kochsalz gefällt. Beim Zusatz von mehr Al¬
kali oder Salz löst sich die Fällung wieder (Hammarsten4 5). Das
Fibrinogen ist, wie aus den vorgebrachten Thatsachen hervorgeht,
im Plasma des Blutes vorhanden, über seine Herkunft ist nichts Siche¬
res bekannt.
Dass es auch in den rothen Blutkörperchen vorkomme oder wenig¬
stens in den rothen Blutkörperchen gewisser Thiere, müsste angenommen
werden, wenn es richtig wäre, dass das bei der Blutgerinnung entstehende
Fibrin nicht allein aus dem Plasma, sondern auch aus den rothen Blut¬
körperchen herrührt. Die letztere Anschauung ist von mehreren Seiten
vertheidigt worden, aber mit Unrecht.
Werden die kernhaltigen rothen Blutkörperchen von Vögeln und
Amphibien aus defibrinirtem Blut absetzen gelassen und mit Wasser be¬
handelt, so beobachtet man die Bildung einer Gallerte (zweite Gerinnung
von A. Schmidt 5 und Semmer 6). Mit Kohlensäure oder wenig Essigsäure
1 Hammarsten, Upsala läkareförening förhandlingar XI. ; Maly’s Jahresber.
1876. S. 15 ; Arch. f. d. ges. Physiol. XIX. S. 599. 1879.
2 Frédéricq, Bull, de l’acad. roy. Belg. LXIV. 2. sér. No. 7. 1877.
3 A. Schmidt, Arch. f. d. ges. Physiol. XIII. S. 135. 1876.
4 Hammarsten a. a. 0.
5 A. Schmidt. Die Lehre von d. fermentât. Gerinnungsersch. etc. S. 59. Dorpat
1876.
6 Semmer, Ueber die Faserstoff bildung im Amphibien- und Vogelblut etc. S. 28.
Dorpat 1874.
Handbuch der Physiologie. Bd. IV.
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