110 Rollett, Physiologie des Blutes. 2. Cap. Eiweisskörper d. Blutserum u. -plasma.
dahin gedeutet wurde, dass aus dem Fibrin lösliches Eiweiss gebildet
werde. Allein das Zerfallsproduct des Fibrins wird auch beim Ver¬
dünnen der salzigen Lösung mit Wasser gefällt, was schon Berzelius
als gegen Denis' Annahme sprechend hervorhob. Ebenso wird es
gefällt durch Einträgen von gepulvertem Kochsalz. Es entsteht also
beim Faulen von Fibrin eine Globulinsubstanz.
Gautier 1 hat zwar neuerlich wieder behauptet, dass er aus Lö¬
sungen von Fibrin in 10% Kochsalzlösung, die er durch Diffusion
vom Kochsalz befreite, Eiweiss durch Kochen abgeschieden habe,
dessen Zusammensetzung mit dem WuRTz’schen Eiweiss überein-
stimmte, allein die Reactionen seiner dialysirten Lösung waren nicht
die einer dialysirten Eiweisslösung (s. o. S. 94), sondern die einer
gewöhnlichen Eiweisslösung. Seine Lösung war also noch stark salz¬
haltig und ihre Reactionen können dann ebenso gut von Globulin
abgeleitet werden.
Bleibt in Säuren gequollenes Fibrin lange Zeit bei gewöhnlicher
Temperatur stehen, so löst es sich allmählich auf, während es in
der Flüssigkeit gewöhnlich zu Schimmelbildung kommt, die Lösung
enthält Syntonin. Die Bildung von Syntonin wird durch massige
Temperaturerhöhung beschleunigt. In saurem Magensaft oder künst¬
licher Pepsinlösung zerfällt das Fibrin sehr rasch unter Bildung von
Syntonin und eines Eiweisskörpers, der nach dem Abstumpfen der
freien Säure beim Kochen gerinnt (Brücke1 2). Wird Fibrin in Wasser
gekocht, so schrumpft und erhärtet es und wird dabei zugleich che¬
misch verändert, denn es verliert die Fähigkeit, in Salzlösungen unter
Bildung einer beim Kochen gerinnenden Eiweisssubstanz zu zerfallen.
Ebenso giebt es dann mit saurer Pepsinlösung kein beim Kochen ge¬
rinnendes Zerfallsproduct mehr (Brücke 3). Ueber quantitative Be¬
stimmung des Fibrins vergl. Hoppe-Seyler’s Handbuch der physiol,
und pathol.-ehern. Analyse. 4. Aufl.
Y. Das Fibrinogen.
Ausser den zwei Eiweisskörpern, welche nach der Ausscheidung
des Fibrins aus dem Blute sich im Serum vorfinden und die wir als
Serumalbumin und Serumglobulin schon kennen gelernt haben, müssen
wir nun noch einen dritten betrachten, der im Serum nicht vorhan¬
den ist, wohl aber im Blutplasma: das Fibrinogen oder die fibrino-
1 Gautier, Compt. rend. LXXIX. p. 227. 1874.
2 Brücke, Sitzgsber. d. Wiener Acad. XXXVII. S. 179. 1859.
3 Derselbe a. a. 0.